Fans vs. RedBull – oder ein Gedankensprung darüber, ob jeder die gleichen Voraussetzungen zur Kritik an RB hat

UnbenanntIn der Saison 2014/2015 stieg der Red Bull Verein aus Leipzig frisch in die 2. Liga auf. Für uns Ultras war damals klar, wir müssen da was machen. So starteten wir als Ultraszene in Kaiserslautern mit anderen Ultrà- und Supportergruppen die Kampagne „Nein zu RB“. Erste öffentlichkeitswirksame Aktionen wurden durchgeführt. Neben einer inhaltlichen Auseinandersetzung, fanden auch eher plakative Aktionen statt. Einige Fanszenen boykottierten gar die Auswärts-, und sogar die Heimspiele, gegen RB Leipzig – so auch wir.

All diese Aktionen verhinderten natürlich nicht den Aufstieg RB Leipzig in die Bundesliga – verzögerten ihn jedoch gewiss. Denn das negative Image RB Leipzigs hat sich zwar sicher nicht auf die Verkaufszahlen von Red Bull ausgewirkt, jedoch gewiss ein wenig auf die Moral im Kader. Denn der in fast jedem Stadion spürbare Hass der RB entgegengebracht wurde, hat ohne Weiteres bei dem ein oder anderen RB-Spieler unmittelbare Spuren hinterlassen. Ob der einzelne Spieler nun was dafür kann, dass er dem großen Geld von Red Bull hinterherrennt, darf wahrlich angezweifelt werden, in Zeiten in denen auch Fußballer nichts als Humankapital und demnach Personen sind, die ihre Arbeitskraft zum bestmöglichen Preis verkaufen müssen. Dies zu berücksichtigen ist grundlegend wichtig, will man eine differenzierte Kritik an RB Leipzig und am Fußball generell formulieren. Doch gleichzeitig muss man verstehen, dass nicht jeder Fan über die Grundprinzipien politischer Ökonomie Bescheid wissen kann. Oft klingen dann solche Argumente, die das System in den Vordergrund rücken, sehr von oben herab oder schlichtweg zu intellektuell und sie gehen am gewöhnlichen Fußballfan und seiner Wahrnehmung vorbei. Denn was wahrgenommen wird, ist, dass sich der Fußball immer weiter von einem entfremdet. Das beginnt beim Stadionerlebnis, dass mittels (überwachungs-)technischer Aufrüstung (Kartenlesegeräte am Einlass, Bezahlen nur noch per Karte), dem Konsumangebot sowie einer dauerhaften Kontrolle und Überwachung (nicht nur beim Einlass) und endet beim Ändern des Stadionnamens in Firma XY (z.B. „Trolliarena“). Neben diesen eher schon lang stattfindenden schleichenden Entfremdungstendenzen – also weg von einem Fußball „wie er früher einmal war“ – finden nun auch solche statt, die für viele schlicht und ergreifend eher prompt und unvorhergesehen kommen. So halt auch die Gründung RB Leipzigs und der schnelle Aufstieg in die Bundesliga. Dies führt dann dazu, dass für viele Fans nun eine Grenze überschritten wurde – ohne natürlich zu wissen, dass es nie eine Grenze gab bzw. wenn überhaupt, diese Grenze mit der Gründung der Bundesliga überschritten wurde. Denn dort wurde der Weg zu einer kommerziellen Profiliga geebnet. Und unter kapitalistischen Produktionsbedingungen führt das dann in letzter Konsequenz dahin wo wir heute sind. Die Erkenntnis über diese kapitalistische Logik sollte jedoch nicht dazu verleiten, jede neue Entwicklung ohne weiteres hinzunehmen, mit dem Verweis, „das ist halt so im Kapitalismus“. Dieser Argumentation bedienen sich neben RB-Kritikern auch RB-Befürworter. Das wäre genauso, wie wenn man sagen würde, dass die Banken nun mal so arbeiten, weil wir ja im Finanzkapitalismus angekommen sind. Zwar wird das System – also das des Finanzkapitalismus bzw. des Neoliberalismus – irgendwann implodieren, erste Anzeichen darauf gab ja schon die weltweite Finanzkrise (durch die mehrere Millionen Menschen in den USA obdachlos wurden), doch muss man es soweit kommen lassen? Nein, denke ich. Daher ist auch eine Kritik an RB Leipzig nicht nur richtig, sondern notwendig, um spätestens jetzt gegenzusteuern oder um „Schlimmeres“ zu verhindern. Dabei darf diese Kritik natürlich nicht an RB Leipzig stehen bleiben, sondern muss weitergehen und die komplette politische Ökonomie umfassen. Diese weitergehende Kritik nun aber von jedem Fan zu verlangen, ist völlig unrealistisch und negiert gesellschaftliche Ungleichheiten hinsichtlich Bildung, Kultur und finanziellem Vermögen. Daher scheint es wichtig, sich über diese gesellschaftlichen Machtverhältnisse im Klaren zu sein, um zu verstehen, wie man auch Menschen mit dieser weitergehenden Kritik erreichen kann.

Eins ist schon jetzt klar, eine Kritik um der Kritik willen, bringt uns nicht weiter. Vielmehr muss ein Raum geschaffen werden, in dem (über verkürzte Kritik) diskutiert wird und gemeinsam über Strategien nachgedacht wird. Wir haben dies damals mit der Kampagne „Nein zu RB“ versucht – andere haben lieber von außen bzw. von oben kritisiert.

UDH# 148: BETZE VS HEIDENHEIM

coverWas war das für eine Achterbahnfahrt in Dresden?! Nach 2:0 Führung waren die meisten mit dem 3:3 Endergebnis dann doch mehr als zufrieden. Ein kleiner Wermutstropfen: Nach der zwei Tore Führung und der Chance zum 4:3 musst du das Spiel eigentlich gewinnen und doch fühlte es sich in den Minuten nach dem späten Ausgleich von Przybylko mehr wie ein Punktgewinn als wie ein Punktverlust an. Ein paar Tage später ärgert man sich natürlich darüber die Führung aus der Hand gegeben zu haben, aber sei’s drum. Von den letzten fünf Gastspielen bei Dynamo (seit der Saison 93/94) konnte gerade mal ein Spiel gewonnen werden und somit sind wir dann doch wieder einigermaßen zufrieden mit dem Unentschieden in Dresden.

Eine Woche zuvor sah das ganze ernüchternder aus. Mit 0:2 ging die Truppe gegen den VFB leer aus und auch der oft gelesene „Bundeligarahmen“ sollte nicht wirklich zum positiven Spiel des FCK beitragen. Aber auch nach dem Spiel in Stuttgart war jedem klar: Mund abputzen und weiter geht’s, die Punkte werden gegen andere Teams erbeutet!

Und somit stehen wir nach zuletzt zwei Auswärtsspielen in Folge wieder hier auf’m Betze, in unserem Fritz-Walter-Stadion. Gegner heute der FC Heidenheim. Für die Freunde der Statistik sei kurz erwähnt, dass der FCK in allen Heimspielen gegen den FCH noch nicht verloren hat. Hört sich gut an, ehrlichkeitshalber muss man dazu sagen, dass es auch erst zwei Pflichtspiele waren, die auf dem Betze ausgetragen wurden. Nach zuletzt zwei Unentschieden steht der FC Heidenheim auf Tabellenplatz 6 und somit ein gutes Stück vor dem FCK. Die Segel sind natürlich trotzdem auf Heimsieg ausgerichtet und auch jeder Besucher sollte entsprechend motiviert sein die Mannschaft nach vorne zu treiben um am Ende die Punkte hierzubehalten. Was beim letzten Heimspiel gegen Sandhausen schon optimal funktionierte soll auch heute hinhauen. Vorne die Bude vollhauen und hinten sauber halten.

Was war sonst noch los?
Wieder einmal wurden die schon oft erwähnten Nebenkriegsschauplätze zum medialen Aufschrei. Aufsichtsrat und Vorstand haben sich mittlerweile wohl wieder ausgesprochen und somit kann die Schlagzeile wieder dahin verschwinden, wo sie hergekommen ist.

Jährlich grüßt das Murmeltier? So oder so ähnlich könnte man das Kapitel der Suche nach einem neuen Hauptsponsor beschreiben. Die Zeiten, in denen die Brust der FCK Kicker über Jahre hinweg den gleichen Hauptsponsor zierte sind leider auch seit mehreren Jahren vorbei. Wenig überraschend also, dass sich die Vorstandschaft, oder doch eher die vermarkter Heinis, zur neuen Saison einen neuen Hauptsponsor suchen müssen.

Wie bereits in den letzten Ausgaben kurz erwähnt, haben unsere Freunde aus Metz immer noch mit den ausgesprochenen Strafen zu kämpfen.

Nach Einspruch des Vereins konnte eine Strafe zurückgenommen werden. Die bereits abgezogenen zwei Punkte wurden dem FC Metz wieder gutgeschrieben und somit konnte zumindest die Tabellensituation ein wenig verbessert werden.

Der Blick auf die Themen der heutigen Ausgabe lohnt mal wieder und verleitet zum Weiterblättern.
Neben einem Gedankenspruch zum Thema RedBull vs. Fans gibt es auch wieder alle interessanten Neuigkeiten der Fan- und Fußballwelt.

Richtig gut lesen lässt sich wieder einmal ein Hoppingbericht aus dem Mutterland der Ultras. Vier Spiele in zwei Tagen und einige lustige Storys machen Spaß und werden definitiv nicht die letzten gewesen sein.

Zum Schluss der einleitenden Worte noch ein kleiner Hinweis in eigener Sache:
Anlässlich der baldigen 150. Ausgabe unsers „Unter die Haut“ Kurvenfylers würden wir uns wieder über Grüße, Rückmeldungen, Anregungen oder auch Wünsche freuen, die direkt von euch Lesern kommen und in der Jubiläumsausgabe erscheinen sollen.

Nutzt dazu gerne die Mail udh@frenetic-youth.de oder direkt und persönlich an unserem Infostand. Wir freuen uns über jede Nachricht die uns erreicht!

Hier geht’s zur kompletten Ausgabe 148!

Zum Thema “Freiheit stirbt mit Sicherheit” – ein Kommentar von Christoph Ruf

christophJeder kennt den Spruch: “Überwachung? Finde ich nicht schlimm, ich habe ja nichts zu verbergen”. So oder so ähnlich reagieren viele Menschen auf die sich immer weiter ausweitende Überwachung des öffentlichen Raumes. Zu diesem öffentlichen Raum gehören mitunter auch Fußballstadien, in die an jedem Wochenende mehrere Millionen Menschen pilgern, um ihre Mannschaft zu unterstützen oder Fußball zu konsumieren – soll ja mittlerweile auch vorkommen…

Christoph Ruf – Journalist, Publizist und Fußballfan –  hat sich nun in seiner Kolumne für die Tageszeitung “Neues Deutschland” über diese Zustände geäußert. Wir finden seine Ausführungen sehr lesenswert und denken, dass es wichtig ist, sich mit dem Thema “Überwachung und Polizeistaat” – auch als Fußballfan – auseinanderzusetzen.

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