UdH# 160: Betze vs Bielefeld

CoverTach Westkurve!

Endlich der erste Auswärtssieg der Saison. Mit dem Last-Minute Sieg in Dresden hält der FCK Anschluss an die Nichtabstiegsplätze und muss heute gegen Bielefeld direkt nachlegen. Die Richtung ist vorgegeben und jeder Einzelne sollte mitziehen – lautstark und geschlossen!

In den letzten Wochen war der FCK in aller Munde und wird es auch noch die nächsten Wochen bleiben. Noch nie wurde über die (finanzielle) Zukunft des FCK so undifferenziert diskutiert wie aktuell. Ein Millionen schwerer Investor krallt sich den FCK, kauft das Stadion und die dazugehörigen Grundstücke, rettet den Verein und die Stadt, lässt attraktiven Fußball spielen und stellt somit die Fans zufrieden. Der 6er im Lotto! 
Jeder gibt seinen Senf dazu. Die Medien überschlagen sich mit Meldungen und stellen die Situation oft nicht so dar, wie sie tatsächlich ist und bringen die Verantwortlichen des FCK in Erklärungsnot. 
Lasst Euch davon nicht blenden! Jeder Fan, jedes Mitglied und jeder, dem der FCK etwas bedeutet, muss sich die Situation genau anschauen und darf sich nicht auf die Messiasmeldung verlassen.
Der FCK stellt ein Ausgliederungskonzept vor und gibt gleichzeitig die Alternativlosigkeit dieses Prozesses bekannt. Eine Ausgliederung ohne sportliche Perspektive und ohne einen Verantwortlichen in genau diesem Bereich muss zunächst hinterfragt werden. Jedes Mitglied entscheidet selbst – informiert euch beim FCK, redet und diskutiert mit anderen Fans!

Inmitten der Investoren- und Ausgliederungsdebatten darf die bevorstehende Jahreshauptversammlung unseres 1. FC Kaiserslautern e.V. nicht vergessen werden. Wie bereits angekündigt informieren wir euch im UdH über die am 3. Dezember stattfindende Mitgliederversammlung. In der heutigen Ausgabe gibt es einen lesenswerten Text, der sich unteranderem mit der Neuwahl des Aufsichtsrates beschäftigt. Passend dazu, klickt euch auf der-betze-brennt.de und schaut euch die Vorstellung der Aufsichtsradkandidaten an. 
Denkt dran Leute, die Mitbestimmung ist ein wichtiges Gut im e.V. – nutzt dies und informiert euch.

Was war sonst noch los?

Nach dem letzten Heimspiel lud das Fanprojekt zum Kinoabend. Knapp 50 Betzefans schauten den Film „Ferne Liebe“, der sich mit dem Thema Exilfan annimmt.War ne coole Sache – Danke dafür! Einen ausführlichen Rückblick gibt es auf fanprojekt-kl.de

Leider erreichte uns auch wieder eine traurige Nachricht.
Der ehemalige FCK Trainer Frieden Rausch ist im Alter von 77 Jahren verstorben.
Ruhe in Frieden!

Für den FCK – für unseren Fußball!

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UdH# 159: Betze vs Bochum

coverHallo Westkurve,

stürmische Zeiten stehen unserem FCK bevor. Wohl noch stürmischer als 2008. Damals konnte das Unglück abgewehrt werden. Doch die Saison 2008 ist kaum mit der aktuellen Situation vergleichen. Der Trainerwechsel fand viel später statt – nämlich nach dem 19. Spieltag. Auch wenn dieser zwischenzeitlich zu verpuffen schien, man denke an die 0:2 Niederlage zu Hause gegen Hoffenheim, als der damalige Trainer Milan Sasic die Spieler minutenlang vor der Westkurve ausharren ließ – eine ähnliche psychologische Aktion versuchte auch Jeff Strasser nach dem letzten Spiel in Regensburg. Den verpufften Trainereffekt schien dann allein die Installation Stefan Kuntz‘ als neuen Vorstandsvorsitzenden zu reaktivieren. Damals wurde eine Euphorie entfacht, die zum richtigen Zeitpunkt nochmal alle Kräfte im Verein und Umfeld bündelte. Und allein diese Euphorisierung scheint der aktuelle Vorstand kaum entwickeln zu können. Wie auch? Statements zur aktuellen Situation und was wir gemeinsam als FCK tun können, kommen nicht. Vom Vorstand hört man nichts – außer wenn’s mal wieder darum geht, pyrotechnische Aktionen zu verunglimpfen, die übrigens unseren Willen und unsere Leidenschaft widerspiegeln – ja wir brennen immer noch für den Verein! In der aktuellen Situation dazu vielleicht einfach mal still sein, liebe Herren. Noch dazu wirken aktuelle Marketingaktionen tatsächlich nur wie solche: Gut gemeint, aber ohne Herz und Leidenschaft. Genauso wie unsere Mannschaft aktuell auf dem Platz. Klar, da waren die guten Spiele gegen Fürth und Stuttgart, vielleicht noch gegen Sankt Pauli, aber der Rest wirkte kampf- und planlos – und das in den existenziellen Spielen gegen direkte Konkurrenten, also in den sogenannten Sechs-Punkte-Spielen. Was zwar völlig unverständlich wirkt und kaum nachvollziehbar, muss irgendwo auch seinen Ursprung haben. Ist es der Druck, der auf dem jungen Team lastet? Immerhin offenbart der aktuelle Brief der Mannschaft an die Fans, dass sie genau wissen, um was es geht, nämlich um nichts weniger als den „FCK mit seiner Tradition und seinen Werten zu beschützen und diesen Verein in der 2. Bundesliga zu halten“. Der erste Teil dieser Aussage deutet an, dass es hier nicht nur um die Verhinderung eines Abstiegs in eine Liga unten drunter geht, sondern um die eventuelle Existenz des Vereins. Ist das vielleicht zu viel für diese junge Mannschaft? Es wäre zumindest eine Erklärung, weshalb gerade in den wichtigen Spielen zuletzt eine Blockade da zu sein schien.

Unsere Aufgabe kann es daher aktuell nur sein, den Druck von der Mannschaft weg zu nehmen, sie bedingungslos zu unterstützen und die Verantwortung eher weiter oben zu suchen. Vielleicht hätte es eher ein Bekenntnis zum FCK und seinen Werten und seiner Tradition aus dieser Etage gebraucht. Lieber scheint man aber im Hintergrund die Ausgliederung vorzubereiten…

So nach der etwas emotionalen Sicht auf die aktuelle Situation, soll nun noch ein kurzer Blick auf die aktuelle Ausgabe geworfen werden. Neben einem Blick auf die kommende Mitgliederversammlung am 03.12., haben wir uns Gedanken gemacht zum Thema Gruppenauflösungen, die aktuell ja wieder vermehrt zustanden kommen. Daneben gibt’s noch Aktuelles zu Repressionen gegen Fußballfans hierzulande.
So nun zuerst viel Spaß beim Lesen und danach alles für unseren Verein geben!

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Gedankensprung zum Thema Zaunfahnenverlust

Darmstadt-zensiertIn letzter Zeit kam es in Ultra’-Deutschland vermehrt zu Auflösungen verschiedener, teils alter und bekannter Gruppen. Brandaktuell sind die Auflösungen von Supside Kiel nach einem Fahnenverlust an St. Pauli und die der Sektion Spielsucht Kiel, nachdem Darmstädter mehrere Fahnen vom Gästeblock rissen.

Allgemein hört man des Öfteren davon, dass Fangruppen, vor allem ultraorientierte, sich nach einem, wie auch immer zustande gekommenen, Fahnenverlust auflösen. Dies gilt in der Szene ja allgemeinhin als ein Schritt, den der ungeschriebene „Ehrenkodex“ der Ultras gebietet. Die Zaunfahne gilt als das Heiligtum der Gruppe, da sind sich wohl fast alle ultraorientierten Menschen einig. Der Verlust dieser schmerzt immer, egal wie er passiert ist. In folgenden Stellungnahmen liest man häufig Floskeln wie „wir sehen uns zu diesem Schritt gezwungen“. Gezwungen von was? Dem über allem stehenden Ehrenkodex aller Ultras? Dem eigenen Selbstverständnis? Dem Image, das man wahren möchte? Der eigenen Ratlosigkeit oder dem Frust der Niederlage? Es ist wichtig, diesen einschneidenden Schritt und die eigenen Motive sehr kritisch zu hinterfragen. Zum einen stellt sich die Frage, inwiefern der vielbeschworene Ehrenkodex wirklich etwas mit „Ultra’ sein“ zu tun hat. So ist Ultra’ doch für viele gerade sich nicht an Vorschriften anderer zu halten, rebellisch zu sein und sich seine Regeln und Grenzen stets selbst zu setzen und diese auch mal zu überscheiten. Ist man der bessere, konsequentere Ultra, wenn man sich einem Kodex beugt, mit dessen Entstehung man rein gar nichts zu tun hat, zumal auch sehr viele Gruppen aus dem Mutterland der Ultras – Italien – diesen Kodex sehr flexibel ausgelegt haben, oder passt es nicht besser zu einer freiheitsliebenden Jugendkultur, wenn man stets seinen eigenen Weg verfolgt, egal was irgendjemand sonst denkt? Ist die Fahne verloren, hört man oft das berühmte „Weg ist weg!“, die Fahne ist futsch, die Konsequenzen müssen also jetzt gefälligst gezogen werden! Bei objektiver Betrachtung sind die Umstände des Verlustes jedoch nicht unwichtig dafür, welche Rückschlüsse daraus auf die Gruppe, ihre Stärken und Schwächen und den internen Zusammenhalt zu schließen sind. In der Vergangenheit kam es oft zu Einbrüchen in Lagerräume und auch Wohnungen, um Materialien verfeindeter Gruppen zu erbeuten. Dies sagt wohl weniger über die betroffene Gruppe, als über die Mentalität der Diebe aus. Auch ist es durchaus ein Unterschied, ob die Fahne wegen Nachlässigkeiten der Gruppe selbstverschuldet verloren gegangen ist, oder trotz aller Bemühungen von einem übermächtigen Gegner erbeutet wurde. Gesteht man sich dann eine Niederlage ein, strukturiert die Gruppe um, kämpft weiter, um so etwas künftig zu verhindern, oder ist der Verlust so erschütternd, dass man den Rückzug antritt und die Gruppe auflöst. Ist das dann einfach konsequent oder ein Aufgeben? Wie sollte die Gewichtung von Ehrenkodex, Image, Freundschaft, Loyalität und Liebe zum Verein sein? Wie zum Beispiel in München gesehen, wird meist kurze Zeit nach der Auflösung von Gruppen eine neue gegründet, die zum aller größten Teil aus denselben Menschen besteht, die vorher schon hinter einer anderen Fahne sich für ihren Verein und ihre Stadt aufgeopfert haben. Ist dies wirklich ein nötiger Schritt, um sich die Niederlage einzugestehen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, oder ist das mehr ein Versuch, den Schmerz der Niederlage zu umgehen, indem man sich einfach einen neuen Namen gibt? Das Thema ist viel zu komplex und abstrakt, um hier wirkliche Antworten zu geben, was auch gar nicht der Anspruch sein sollte. Ultra’ definiert jede und jeder für sich anders, jede Gruppe hat ein verschieden geartetes Zusammenleben und Selbstverständnis, jede Szene entwickelt sich auf ihre Weise. Daher muss die Frage erlaubt sein, inwiefern es Regeln für die Ultraszene im Ganzen geben sollte beziehungsweise kann. Die Auflösung einer Gruppe heißt für die Betroffenen nicht nur die Beendigung eines Kapitels oder einen Neuanfang, sondern auch den Verlust eines Teils der Identität. Außerdem ist es hier, wie so oft im Leben: man hat zu einem Thema viel zu sagen und eine gefestigte Meinung, bis man selbst betroffen ist. Im Endeffekt sollte jeder Einzelne seinen Idealen treu bleiben und sich nicht von anderen reinquatschen lassen.