Kollektivstrafen zum “Schutze” eines Milliardärs – der DFB zeigt erneut sein wahres Gesicht

In den vergangenen Wochen wurde die Fußballöffentlichkeit erneut Zeuge der Doppelmoral und Demokratiefeindlichkeit der Vertreter des sogenannten „modernen Fußballs“. Ihren Höhepunkt erreichte die Absurdität vorerst am vergangenen Wochenende.

Sich gegenseitig übertreffend fabulierten Dietmar Hopp, Karl-Heinz Rummenigge und der DFB selbst, neben abgehalfterten D-Prominenten des Fußballs über „Würde“, „Moral“ und „Respekt“. Dieselben Personen, die im Falle Hopp daran arbeiten, dass der Fußball der Zukunft von hochgezüchteten Retortenvereinen mit unkritischem Klatschpublikum beherrscht wird und der ungebetenen Meinungen gerne mit einem Hochfrequenzgerät begegnet, welches Körperverletzungen nach sich zieht. Oder die, im Fall Rummenigge, Trainingslager in Katar abhalten, einem Land, welches Menschenrechte und somit die oben erwähnten Werte mit Füßen tritt. Ein Land, welches auch aufgrund der DFB-Funktionäre die Weltmeisterschaft 2022 austragen wird. In Anbetracht der nicht aufgeklärten gekauften WM 2006 ist auch hier davon auszugehen, dass sich die Herren das einige teure Uhren haben kosten lassen.

Diese moralisch alles andere als integren Personen und Strukturen wollen uns Fans nun erzählen, was Anstand ist und stören sich an der zugespitzten Wortwahl, mit der wir unsere Kritik äußern. Nur, wenn es keine Möglichkeit gibt, grundlegende Veränderungen im deutschen Fußball zu erreichen, müssen wir eben zu drastischeren Maßnahmen greifen. Dass es keine andere zielführende  Möglichkeit gibt, haben die von uns geführten Gespräche mit den Verbänden gezeigt, die letztlich nicht mehr waren als ein großer Scheindialog.

Die tatsächliche Schande der vergangenen Wochen liegt im Verhalten der Verbände, allen voran des DFB. Zuerst wurden die öffentlichkeitswirksam ausgesetzten Kollektivstrafen wieder eingeführt. Wohlgemerkt, in einer von einem Fußballverband geschaffenen Paralleljustiz. Diese verfassungswidrige Art der Bestrafung ist mit unserem Verständnis von Demokratie nicht in Einklang zu bringen. Indem der DFB diese nun wieder ausspricht, offenbart er nicht nur erneut sein verzerrtes Bild von Rechtsstaatlichkeit, sondern beweist auch eindrücklich, dass er nur solange an Veränderungen und Dialog interessiert ist, solange sein Geschäft nicht ernsthaft gestört wird. Nicht einmal die wenigen Fanorganisationen, die noch mit dem DFB im Dialog stehen, wurden über die “neue Linie” des Verbandes informiert, geschweige denn, deren Meinung eingeholt. Der DFB zeigt wiederholt, dass er kein ernsthaftes Interesse an einem Dialog mit Fans verfolgt. Unter Fritz Keller scheint sich auch hier leider nichts zum Positiven verändert zu haben.

Darüber hinaus sollen von nun an zum Wohle eines Milliardärs sämtliche „Diskriminierungen“ und „Beleidigungen“ sanktioniert werden, bei Wiederholungen droht ein Spielabbruch. Eine Selbstoffenbarung seiner eigenen Unabhängigkeit lieferte der DFB bereits, in dem er im Vorfeld des Spieltags eine Einflussnahme von Vereinsfunktionären und Absprachen zuließ. Der erste Spieltag mit dieser Regelung hat gezeigt, worum es den Verantwortlichen und dem DFB wirklich geht, um schlichte Zensur. Anders ist die Unterbrechung in Meppen nicht zu erklären. Auch, wenn die Verbände jetzt wieder ein Stück weit zurückrudern, zeigt sich klar, in welche Richtung es gehen soll und wird.

Wir sind nicht gutgläubig und waren es auch nie. Und so lassen wir uns auch diesmal nicht blenden. Es geht hier weder um antirassistisches Engagement, noch um Diskriminierung und schon gar nicht um Anstand und Werte. In diesem Falle hätte sich der DFB in der Vergangenheit entschiedener, auch im eigenen Dunstkreis, positionieren müssen. Dieses geschah, wie zu erwarten nicht. Es geht schlichtweg um die Bekämpfung unserer Fankultur und unserer Werte. Die Profiteure des Geschäfts „Fußball“ versuchen mit diesem scheinbar verfänglichen Thema die Fankurven zu spalten, um letztlich die aktiven Fanszenen zu entfernen. Denn diese sind es, die stets den Finger in die Wunde legen und sich für demokratische Vereine, effektive Mitbestimmung im Fußball, für den Erhalt der 50+1 Regel, für bezahlbare Eintrittskarten und fangerechte Anstoßzeiten einsetzen und somit letztlich für das, was uns Fans die Identifikation mit diesem Sport noch halbwegs gelingen lässt.

Aber dieses Engagement ist dem DFB und seinen Verbündeten ein Dorn im Auge, welchen es zu bekämpfen gilt. Diesen Kampf nehmen wir auch weiterhin gerne an, denn wir haben keine andere Wahl, als ihn zu führen, wenn wir unseren Fußball zumindest teilweise noch erhalten wollen. Dieser Kampf kann plakativ, zugespitzt und provokant geführt werden oder tiefgründig und differenziert – wichtig ist, dass wir ihn führen!

Denn wir Fans sind die Basis und die Seele des Fußballs und wir lassen uns weder von Kollektivstrafen, noch von Spielunterbrechungen davon abhalten, für unsere Sache einzustehen.

Wir fordern und erwarten daher:

Kollektivstrafen abschaffen! Es wird Zeit, dass der DFB sein mittelalterliches Rechtsverständnis für alle Zeit hinter sich lässt und Kollektivstrafen nicht nur aussetzt, sondern seine Rechts- und Verfahrensordnung diesbezüglich ändert und damit das Instrument der kollektiven Bestrafung abschafft. Im gleichen Zuge erwarten wir die sofortige Aufhebung der gegen Borussia Dortmund ausgesprochenen Zuschauerausschlüsse.

Die wirklich hässlichen Gesichter des Fußballs bekämpfen! Der Fußball ist kaputt. Wirtschaftliche Interessen werden hofiert, das System sorgt dafür, dass reiche Clubs immer reicher werden, in den Verbänden steht Korruption an der Tagesordnung und um Menschenrechtsverletzungen schert man sich einen Dreck. Nicht erst seit den „Football Leaks“- Enthüllungen ist bekannt, dass Verbände und Vereine sich an diesen Zuständen nicht stören – im Gegenteil, sie fördern sie sogar. Hier muss endlich gegengesteuert werden, sollte den Herren wirklich etwas am Fußball liegen!

Wer nur am maximalen Profit orientiert ist, Werte deshalb nur zu seinem (Wettbewerbs-)Vorteil benennt und sich mit jahrelanger Kritik von Fans nicht ehrlich auseinandersetzt, macht sich lächerlich, wenn er sich als Hüter der Moral inszeniert. Wir Fans werden die Praxis vom letzten Spieltag nicht einfach so hinnehmen und im Zweifel weiter Unterbrechungen und auch Abbrüche in Kauf nehmen.

Fick dich DFB!               

                                                                                                                                                                                                                              

Fanszenen Deutschlands im März 2020

UdH# 157: Betze vs Fürth

CoverEs fällt schwer (positive) Worte zu finden…

Nach dem achten Spieltag ist der FCK Letzter und die Unzufriedenheit könnte größer nicht sein. Den absoluten Tiefpunkt erreichten wir beim letzten Auswärtskick in Berlin. Mit 0 zu 5 lässt sich die Mannschaft abschlachten. Ohne Gegenwehr, ohne Moral und erst recht ohne Plan. Die Mannschaft wirkt komplett verunsichert. Die Aufstellung und die taktische Ausrichtung von Bugera und Paula waren mutig – wohl zu mutig gegen ein Union Berlin, das als Mannschaft auftrat und uns quasi überrollt hat. Klar waren die ersten drei Gegentore aus Fehlern entstanden, doch diese Fehler sind keine Zufälle, sondern haben in dieser Mannschaft längst System. Grund (zum Teil) scheint die Einstellung zu sein – nicht fehlende Qualität. Doch das hilft alles nichts. Auch wenn die zweite Halbzeit stellenweise mal nach Fußball aussah – spätestens das 5:0 gab einem dann den Rest.

Jeder von uns Fans ist zurecht stinksauer und extrem enttäuscht. Mit der Situation umzugehen, definierte jeder FCK Fan, der in Köpenick dabei war, anders. Viele haben das Stadion bereits vor Abpfiff verlassen, während andere die Mannschaft am Zaun zur Rede stellten. Wie auch immer, der Verein steht mit dem Rücken zur Wand und keiner glaubt aktuell an eine Kehrtwende.

Und so finden wir uns in einer Lage wieder, die uns eigentlich so bekannt sein sollte und die wir bisher immer mit einem blauen Auge verlassen haben. Doch diese Mal fühlt es sich anders an. Resignation scheint rund um den Betze einzusetzen. Stand man 2008 noch eng zusammen und mobilisierte gefühlt die komplette Pfalz gegen den Abstiegskampf, wird nun das Stadion immer leerer und viele wenden sich von “ihrem” Betze ab. An dieser Stelle sollen weder Durchhalteparolen abgeleiert werden, noch fordern wir den Kopf in den Sand zu stecken – allein es muss sich was ändern. Nur was? Bis zur Mitgliederversammlung müssen wir, die Mitglieder, analysieren was schief gelaufen ist in den Jahren seit die Ära Kuntz, Grünewalt und Rombach zu Ende ist. All das kann dann zu einer Zäsur führen an deren Ende dann die hoffentlich die richtigen Entscheidungen auf der JHV getroffen werden. Bis dahin – und natürlich darüber hinaus – sollten wir zusammenstehen, so wie wir es immer getan haben. Auch wenn die Situation im Moment absolut aussichtslos erscheint und “oben” vom Betze bisher keine positive bzw. aufbäumende Strahlkraft auszugehen scheint, so müssen wir, die Mitglieder und Fans alle Mobilisierungskräfte aktivieren. Wir müssen diese Mannschaft unterstützen, auch wenn es schwer fällt. Das ist unser Verein – unser FCK! Auch wenn auf dem Feld elf austauschbare Spieler stehen, die vielleicht in einem oder zwei Jahren wieder das Trikot eines anderen Vereins tragen, so ist das eben die Realität des Fußballs im Jahre 2017 und die des FCK – die Suppe müssen wir jetzt gemeinsam auslöffeln, auch wenn wir uns nicht dafür verantwortlich fühlen.

Nun aber weg vom emotionalen Teil dieser Einleitung hin zum inhaltlichen Teil. Wir haben uns wieder viel mit politischen Entscheidungen rund um den Fußball auseinandergesetzt. Zum einen haben wir einen Blick auf die mächtigen Fußballverbände UEFA und DFB (aus der Reihe “Unser Problem mit dem DFB”) geworfen und uns hier mit der EM 2024 und der Regionalliga beschäftigt, zum anderen haben wir uns Gedanken über den TV-Irrsinn der DFL gemacht. Dabei haben wir wie immer gewohnt kritisch den Finger in die Wunde gelegt und unsere Sicht der Dinge klar gemacht – aber lest selbst.

So nun aber genug der – dann doch gefundenen – Worte:

Alles für den Verein heute – alles für den Betze!

Hier geht’s zur kompletten Ausgabe 156!

Sehenswert: “Nie mehr erste Liga?”

Die ARD hat aktuell in ihrer Mediathek eine Dokumentation über abgestürzte Traditionsvereine. Hiermit soll jetzt nicht die Brücke zu unserem FCK geschlagen werden, vielmehr soll ein nostalgischer Blick zurück gewährt werden, welche ehemaligen Traditionsvereine in den Niederungen der unterklassigen Ligen kicken. Neben dem Deutschen Meister von 1955,  Rot-Weiß Essen wird der Europapokalsieger von 1974 und dreimalige DDR-Meister, 1. FC Magdeburg sowie der TSV 1860 München näher beleuchtet.

Absolut sehenswerte Doku – nicht nur für Nostalgiker:

Hier geht’s zur Doku in der ARD-Mediathek!

 

Lesenswert: 50+1 – Bezieht die Fans mit ein!

Das Thema ist ja gerade wieder auf der Tagesordnung, nachdem der Aufsichtsrat von Hannover 96 den Plänen Martin Kinds zustimmte, die entscheidenden Anteile am Verein an selbigen abzutreten. Damit erhält, nach angenommenem Antrag durch die DFL, Hannover 96 in Bälde den gleichen Status wie Bayer Leverkusen, VfL Wolfsburg und 1899 Hoffenheim – nämlich nicht mehr von 50+1 Regel betroffen zu sein. Bei 1860 München scheint das Ganze ebenfalls nur noch Formsache zu sein, sollte – und davon gehen Juristen aus – Hasan Ismaik mit seiner Klage gegen die 50+1 im Falle von 1860 erfolgreich sein.

Die Sportschau hat nun einen lesenswerten Kommentar zur 50+1 Regel und zum Fall Hannover veröffentlicht, den wir euch nicht vorenthalten wollen:

http://www.sportschau.de/fussball/bundesliga/kommentar-50-1-hannover-100.html

Dabei wollen wir aber auch anmerken, dass eine lebendige Fankultur keinerlei Auswirkungen auf das Produkt Bundesliga hat. Fans und Fankultur sind Werte, die bei der Verwertung des Produkts Bundesliga und bei den Umsätzen der Vereine der Bundesliga nicht nur keine Rolle spielen, sondern ihr auch im Weg stehen. Fernsehgelder und Merchandising sind wichtigere Einnahmequellen als Stadionbesucher und Vereinsmitglieder. Nicht ohne Grund ist die Premier League, die Fußballware mit dem größten Wert auf dem globalen Markt und gleichzeitig aus fankultureller Sicht die unattraktivste Liga. Das heißt jedoch nicht, dass ein Zwischenweg aus größtmöglicher Vermarktung, bei größtmöglicher Beachtung von Faninteressen möglich ist – auch weil ohne Vermarktung Profifußball in Deutschland aufgrund der Ligenkonkurrenz nicht zu denken ist. Wie man dazu steht, ist jedem selbst überlassen.

Sehenswert: “Putins Generalprobe”. Reportage über die Zustände im WM-Land Russland.

UnbenanntDer Fußball-Abend am letzten Donnerstag wurde durch eine Reportage der ARD im Anschluss an das Relegations-Hinspiel abgerundet. Die 30-minütige Reportage trägt den Titel “Putins Generalprobe”. Es wird also schon am Namen deutlich worum es geht, die WM 2018 in Russland und den diesjährigen Confed-Cup als Generalprobe. Dieser Beitrag beantwortet Fragen wie: Wie weit ist der Bau der Stadien vorangeschritten? Wie sind die Arbeitsbedingungen auf den Baustellen? Was tut der Weltverband FIFA dagegen? Was sagt Gianni Infantino dazu, sagt er überhaupt etwas? Aber auch Gewalt ist ein Thema und so wird über die Verbindung zwischen russischen Hooligans und Politikern berichtet.

Wir als euer UdH-Team können euch diese Reportage empfehlen, denn wieder einmal kommt das wahre Gesicht der FIFA ans Licht. Schlagworte wie Korruption, Kostenexplosionen und Menschenrechtsverletzungen dürfen dabei also nicht fehlen.

Hier geht’s zur Reportage in der ARD-Mediathek: Klick

UdH# 152: Betze vs Sankt Pauli

Cover_152Servus, Derbysieger!

Mit zwei extrem wichtigen Siegen verschafft sich der FCK ein wenig Luft im Abstiegskampf und somit auch eine gute Ausgangslage für die restlichen drei Spiele der Saison. Fußballerisch war das Heimspiel gegen Sechzig ähnlich mies wie auch das Auswärtsspiel beim KSC. ABER: Die Mannschaft gewann beide Partien gegen die direkte Konkurrenz und stellt gleichzeitig alle Weichen in Richtung Klassenerhalt, der mit einem Heimsieg heute festgemacht werden soll.

Der heutige Gegner, der FC St. Pauli, steht aufgrund der besseren Tordifferenz ein Platz vor unserem FCK und möchte ebenfalls das leidige Thema beenden und mit einem Sieg den fast schon sicheren Verbleib in Liga 2 feiern. Unsere Mannschaft sollte jedoch etwas dagegen haben und sich mit allen zur verfügung stehenden Mitteln den „Kiezkickern“ entgegenstellen. Die Hamburger, die seit fünf Spielen ungeschlagen sind, hatten bisher eine ähnlich schlechte Saison wie der FCK, die vom Abstiegskampf geprägt war, konnten sich zuletzt aber etwas fangen. Ein kleiner Blick auf die Statistik lässt uns zuversichtlich stimmen. Bei bisher 18 Heimspielen gegen den FCSP konnte der FCK 13 mal gewinnen. Die Richtung für heute ist vorgegeben: Heimsieg und die Paulianer noch einmal in Richtung Tabellenkeller befördern!

Was war sonst noch so los? Die Rot-Weiße Hilfe machte einen Fall öffentlich, der sich in unserem
Nachbarland zugetragen hat und die unverhältnismäßige Polizeiarbeit in Frankreich darstellt. Der Minderjährige FCK Fan wurde wegen Verdacht einer Sachbeschädigung, anlässlich des Freundschaftsbesuches beim FC Metz, in Gewahrsam genommen. Mehr dazu auf www.rot-weisse-hilfe.de sowie auf hier auf unserem Blog.

Das zum Saisonendspurt ausgerufene Motto „1. FC Kaiserslautern – Unzerstörbar“ ist seit drei Spieltagen fester Bestandteil und wird auch heute wieder vor der Westkurve zu sehen sein. Wir Fans in der Kurve geben beim vorletzten Heimspiel nochmals den Takt an und schreien die Mannschaft zum Sieg!

Zum Schluss noch ein kurzer Blick in die heutige Ausgabe: Mal wieder war einer unserer Schreiber in der Fußballwelt unterwegs und liefert einen interessanten Hoppingbericht aus Tschechien, der uns einen kleinen Einblick in die dortige Fankultur geben soll.

Ein Thema, mit dem sich in naher Zukunft jeder FCK Fan auseinandersetzen muss, wird in dieser Ausgabe schon einmal kurz angeschnitten. Wir haben uns schon einmal unsere eigenen Gedanken zum Thema Ausgliederung gemacht und möchten somit den Ball ins Rollen, bringen sich diesem wichtigen Thema anzunehmen. Den Artikel gibt’s auch hier auf unserem Blog – inklusive einiger interessanter Hintergrundinformationen.

Hier geht’s zur kompletten Ausgabe 152!

Einige Gedanken zum Thema “Ausgliederung”

10313062_362878910574930_2009261801107847828_nEin Gespenst geht um am Betze, das Gespenst der Ausgliederung. So oder so ähnlich könnte man einen solchen Text beginnen, der sich mit einem sehr heiklen Thema befasst, das – anders als die obige Zeile historisch konnotiert – nicht zu mehr Freiheit und Demokratie, sondern in diesem Fall eher zu weniger Mitbestimmung und Demokratie im Verein führen könnte.

Dieses Thema ist die Herauslösung der Profi- bzw. Lizenzspielerabteilung aus dem e.V. (eingetragener Verein) in eine Kapitalgesellschaft. Was bei vielen Vereinen der ersten und zweiten Bundesliga mittlerweile längst geschehen ist, könnte demnächst auch bei uns am Betze Realität werden. Nachdem bereits Mitte der 2000er unter Rene C. Jäggi und auch danach in der Kuntz-Ära das Thema Ausgliederung auf die Tagesordnung kam – einige können sich sicher noch gut an die Jahreshauptversammlung erinnern -, man sich in letzter Konsequenz dann doch nicht an eine Umsetzung machte, wollen die Herren Gries und Klatt es nun (noch einmal) selbst probieren. Dabei spielen sie natürlich die Karte des Erfolges und Ködern alle FCK-Fans und Mitglieder mit dem schönen Ziel 1. Bundesliga.  Laut Vorstand würde es unser Verein jedoch nur wieder hoch schaffen, wenn wir einen Investor an Land ziehen würden. Dazu bedürfe es einer Ausgliederung der Profiabteilung. Denn wie Gries jüngst in der Rheinpfalz verkündete, hat ein Investor „rein rechtlich … keine Möglichkeit, Anteile am eingetragenen Verein zu erwerben“. Demnach könnte ein solcher Investor „nur Sponsoring oder Fremdkapital zur Verfügung stellen“. Der Vorstand, so Gries, suche jedoch „einen strategischen Partner, der mit uns eine Partnerschaft eingeht, mit seinem Kapital den Weg mit uns bereitet, um die erste Liga zu erreichen“. Was man den Herren Klatt und Gries zu Gute halten muss – und das haben die vorherigen Vorstände versäumt – ist die offene und ehrliche Kommunikation nach außen und auch die Partizipationsmöglichkeit an diesem (vorbereitenden) Prozess. Die Vereinsführung hat dazu nämlich einen Arbeitskreis gegründet, in dem neben den Vorständen Thomas Gries und Michael Klatt, der Aufsichtsratsvorsitzende Nikolai Riesenkampff, ein Mitglied des Ehrenrates sowie fünf Vereinsmitglieder sitzen. Außerdem können sich FCK-Mitglieder zu den Treffen anmelden und an jedem Ende der Sitzung Fragen stellen.

Soweit die Fakten. Nun zu (m)einer fan- bzw. mitgliedskritischen Sichtweise. Ja, sicherlich stellt eine Ausgliederung in der heutigen Zeit einen wichtigen Faktor zur Herstellung einer Wettbewerbsfähigkeit im Kapitalgeschäft Bundesliga dar, doch sollte dies niemals zu Lasten der Mitbestimmung seitens der Mitglieder im Verein gehen. De facto aber kommt eine Ausgliederung einer Beschneidung der Mitgliedermitbestimmungsrechten gleich. Auch wenn die 50+1 Regel (noch) greift und ein möglicher Investor damit niemals die Mehrheit an Stimmen haben kann, bedeutet dies trotzdem, dass die Stimmenverteilung ungleicher und damit undemokratischer wird. Man muss sich das so vorstellen: In einer GmbH z.B. wäre dann der Investor Anteilseigner sowie der FCK. Der FCK hätte maximal 49 % der Stimmanteile und der FCK 51%. Man müsste sich als „Verein“ also gegen einen „Partner“ behaupten, der ganz andere Interessen als die Vereinsmitglieder besitzt. Z.B. wenn es um Vermarktung oder ähnliches geht – Beispiel: Name des Stadions oder ähnliches. Man begibt sich mit einer Ausgliederung nicht nur in eine demokratische Ungewissheit, sondern auch in eine wirtschaftliche Abhängigkeit von einem oder mehreren Investoren. Negativbeispiel ist hierbei sicherlich der TSV 1860 München. Nicht nur, dass Hasan Ismaik gewiss nicht vor seinem Einstieg überhaupt etwas vom TSV 1860 gehört hat und ihm die Interessen des Vereins und der Fans/Mitglieder völlig egal sind – da sie nämlich im Widerspruch zu seinen rein kapitalorientierten stehen -, sondern auch, dass man nämlich –  sollte sich mal ein (oder der einzige) Investor zurückziehen – auf einen nächsten Investor angewiesen wäre – Suche und Findung vorausgesetzt. Solch ein Szenario könnte ganz schnell in eine Insolvenz oder in eine wirtschaftliche Talfahrt münden. Denn bei einem Investorenmodell (speziell bei einer AG) sinkt das Eigenkapital – der BVB hält z.B. nur ca. 5% des Kapitals an der BVB AG –, das im Falle eines Investorenausstiegs oder beim Fallen der Aktie wenig finanziellen Rückhalt bieten würde. Natürlich ist dies ein sehr krasses Szenario – aber man muss im kapitalorientierten (Fußball) Geschäft mit allem rechnen – Gewinnen – Krisen – Verlusten und Insolvenzen. Ich möchte an dieser Stelle jedoch auch fairerweise anmerken, dass es durchaus Investoren geben kann, die sich der Sache des Vereins und der Fans verschreiben können und sich die Wahrung der Identität des Vereins als Investorenaufgabe machen können. Z.B. wenn man es schafft, einen Investor aus der Region an Land zu ziehen, der sich mit dem FCK zu einhundert Prozent identifiziert – das dürfte jedoch keine einfache Aufgabe sein.

Noch steht uns eine Ausgliederung nicht direkt bevor. Dazu bedarf es einer außerordentlichen Mitgliederversammlung (die laut Gries auch einberufen werden soll). Diese könnte durch Wahrung einer einmonatigen Frist zur Einladung durch den Vorstand einberufen werden. Gewiss geschieht dies aber in Rücksprache mit dem Arbeitskreis „Ausgliederung“. Bis dahin wird noch genug Zeit sein, sich kritisch und rational mit dem Thema auseinanderzusetzen, um letztlich eine bewusste Entscheidung im Sinne des FCK zu treffen. Dabei muss man letztlich wohl abwägen, ob man wettbewerbsfähig bleiben oder ob man die größtmögliche Mitbestimmung im Verein erhalten möchte. Ein Modell der beides sicherstellt, gibt es auf dem Papier leider nicht. Dies würde letztlich vom jeweiligen Investor abhängen.

Um sich etwas weiter mit dem Thema zu beschäftigen, hier noch ein paar interessannte Links:

Zur Ausgliederung beim FCK:

Fan-Initiative “1.FCK – E.wig V.ereint”

http://www.swr.de/swraktuell/rp/kaiserslautern/1-ausgliederung-oder-finanzielles-abseits/-/id=1632/did=19390948/nid=1632/1c14cy1/

http://www.swr.de/sport/fussball-1-mit-brezeln-und-investor-in-die-bundesliga/-/id=1208948/did=18784636/nid=1208948/1ruqzxd/

http://www.rheinpfalz.de/nachrichten/titelseite/artikel/fck-sucht-investoren-und-einen-ausweg-aus-der-sackgasse/

http://www.rheinpfalz.de/nachrichten/titelseite/artikel/fck-auf-brautschau/

Zur Ausgliederung allgemein:

http://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/die-bundesliga-gmbh-die-anteile-bestimmen-nicht-die-stimmrechte/10348344-3.html

http://www.spiegel.de/sport/fussball/fussball-bundesliga-so-gehen-die-klubs-mit-investoren-um-a-1042220.html

 

 

Neue Enthüllungen durch Football Leaks

FootballLeaksWieder einmal gibt es viele Neuigkeiten zum Thema Football Leaks: immer mehr schmutzige Geschäfte kommen ans Tageslicht und es wird immer offensichtlicher wie dreckig das Fußballgeschäft wirklich ist. Deshalb hat sich die Unter-die-Haut-Redaktion dazu entschlossen, euch zum Anfang des neuen Jahres nochmal auf den neusten Stand zu bringen. In diesem Update geht es unter anderem um die Geheimnisse rund um die deutsche Bundesliga, den Fall Paul Pogba, die Geschäfte des Sportvermarkters Doyen bzw. der Familie Arif und dessen Verbindungen zu US-Präsident Donald Trump, sowie einige skurrile Klauseln der heutigen Profiverträge.

Zuletzt beschäftigten sich die Enthüllungen mit der Bundesliga. Dabei kommt man um Henrich Mchitarjan und den BVB nicht herum. Am Ende der letzten Saison vermeldete die Borussia aus Dortmund, dass Mchitarjan nicht verkauft werden wird. Doch es gab einen Mann, dem war das egal, einen der populärsten und reichsten Spielerberatern, Mino Raiola. Er hatte sich durch hinterhältige Klauseln im Beratervertrag ein Hintertürchen offen gehalten. Zum einen hatte er sich eine Beteiligung bei Weiterverkauf gesichert, zum anderen hatte er jedoch auch eine Prämie eingebaut, sollte Mchitarjan nicht verkauft werden. Wenn der BVB ihn also hätte halten wollen, hätten sie einen Millionenbetrag an Raiola zahlen müssen. Also wurde er im Sommer an Manchester United verkauft, wo er seit dem hauptsächlich einen Platz auf der Bank hat. Die Spieler dienen den Berater nur um Geld zu verdienen, beraten werden die Spieler keinesfalls im Sinne ihrer Karriere. So auch bei Julian Draxler, dieser verlängerte 2013 seinen Vertrag beim FC Schalke 04. Davon profitierte sein Berater Roger Wittmann bzw. dessen Firma Rogon, für den Vertragsabschluss kassierte er 1,2 Millionen und für jede weitere Saison 450.000 Euro. Zudem sicherte Wittmann sich 15 Prozent an einem Weiterverkauf, diese Klausel wurde Schalke schnell zum Verhängnis. Im Sommer 2015 verabschiedete Draxler sich dann in Richtung Wolfsburg, durch die Ablösesumme von 36 Millionen Euro verdiente Wittmann weitere knapp fünf Millionen. Dieses Beispiel zeigt wie schnell ein Berater innerhalb kürzester Zeit nur mit einer Vertragsverlängerung rund sieben Millionen Euro kassieren kann.

Es ist also schon lange bekannt, dass die Spielerberaten oft skrupellos und gierig nach Geld sind. Doch mit den Enthüllungen rund um Doyen Sports nimmt das Ganze eine neue Dimension an. Angefangen hat alles im August 2013, im Finale eines Vorbereitungsturniers kam es in Miami zur Begegnung zwischen dem FC Chelsea aus London und Real Madrid. Der Familie Arif, der Kopf von Doyen Sports, ging es allerdings keineswegs um das Spiel, sondern um ihren Spieler Geoffrey Kondogbia. Dieser spielte zu diesem Zeitpunkt noch beim FC Sevilla, doch Doyen hat sich schon 2012 die Transferrechte an ihm gesichert. Da Kondogbia sich nun besser entwickelte als erwartet, muss Sevilla ihn für die festgeschriebene Ablöse von 20 Millionen Euro ziehen lassen. Die Aufgabe der Arifs war es nun also, einen Abnehmer für den Spieler zu finden, der bereit ist, die besagten 20 Millionen Euro auf den Tisch zu legen. Als Neueinsteiger im Fußballgeschäft hatte Doyen dabei allerdings nicht gerade große Chancen, also versuchten sie es über einen etwas anderen Weg. Sie gingen mit Real-Präsident Florentino Perez in einem Klub in Miami Beach feiern, danach ging die Party mit ein paar Mädchen in der Villa der Arifs auf Fisher Island weiter. Letztendlich war Perez trotzdem nicht bereit die 20 Millionen zu bezahlen, ein paar Wochen später vermeldete der AS Monaco die Verpflichtung von Kondogbia. Durch solche Methoden setzte Doyen Sports riesige Summen um und diese wanderten letztendlich in den Fußball. Trotz des hohen Umsatzes war Doyen bisher kaum einem ein Begriff, doch zu den Kunden zählen unter anderem Usain Bolt, Boris Becker, David Beckham und auch Brasilien-Star Neymar. Am meisten bereut hat wohl der FC Twente die Geschäfte mit Doyen, diese bescherten dem niederländischen Klub beinahe einen Zwangsabstieg und eine Sperre für internationale Wettwerbe wie wir schon im ersten Bericht zu Football Leaks berichteten. Auch woher Doyen das Geld nimmt wurde aufgedeckt, die Familie Arif hat nämlich hervorragende Verbindungen zu den großen Olligarchen in Kasachstan, dem neuen US-Präsidenten Donald Trump und auch zum türkischen Präsidenten Recep Erdogan. Dies spiegelte sich auch beim Champions-League-Finale 2013 wieder, das junge Londoner Unternehmen hatte eine VIP-Loge im Wembley-Stadium und auf der Einladungsliste für diese standen genau die oben genannten Namen.

Angefangen hat alles mit der kasachischen Fabrik für Chemikalien ACCP, damit verdienten die Arifs in zehn Jahren fast 400 Millionen Dollar. In der Türkei existierte ein Bauunternehmen unter deren Führung, die großen Aufträge kamen natürlich aus Kasachstan. Dieses Geld wollten die Arifs nun in den Fußball investieren, was hervorragend funktionierte. Durch undurchsichtige Verträge wurden sogar Karrieren von jungen Spielern verbaut, so auch bei Kondogbia. Arif Arif hat sich um Kondogbias Karriere gesorgt, weil er „nur“ zum AS Monaco statt zu Real Madrid ging. Sein Sportchef Nelio Lucas beruhigte ihn mit den Worten: „Guck aufs Bankkonto in den nächsten Tagen, und du wirst anders fühlen.“ Es ist also offensichtlich wie viel der Fußball als Sport solche Leute interessiert. Für kurze Zeit sah es danach aus, dass diese Geschäfte in Zukunft nicht mehr möglich seien, da die Fifa das Third-Party-Ownership (TPO) verboten hatte. Doch natürlich gelang es Doyen dieses Verbot zu umgehen und die Fifa wäre nicht die Fifa, wenn sie dieses Verbot mittlerweile nicht schon wieder aufgeweicht hätten. Die Verbindung zwischen den Arif und Donald Trump passt auch in das Bild, nach außen gab es keine enge Verbindung, so sagte auch Trump vor Gericht aus. Doch viele Verträge und Mails aus den Football-Leaks-Dateien wiederlegen diese Aussagen. Demnach haben Trump und Tevfik Arif jahrelang an dubiosen gemeinsamen Bauprojekten verdient. Das Geld dafür stammt größtenteils aus Russland und Kasachstan, von Firmen die schon lange im Verdacht wegen Geldwäsche stehen. Als Tevfik Arif ins amerikanische Baugeschäft einstieg, gründete er die Firma Bayrock Group, seine Büros mietete er im Trump Tower in Manhattan an. Immer noch leugnet Trump diese Verbindungen.

Im Fall Paul Pogba taucht der oben genannte Italiener Raiola wieder auf, doch beginnen wir diese Geschichte am Anfang. Vor zehn Jahren lernte Paul Pogba Oualid Tanazefti kennen, dieser arbeitete damals als Scout für den französischen Klub Le Havre. Schnell verstanden sich die beiden gut und gemeinsamen traten sie den Weg nach England zu Manchester United an. Dort lief es finanziell und sportlich nicht gerade ideal, also schalteten sie Raiola ein. Er fädelte den Transfer von Manchester United zu Juventus Turin ein und dort schlug Pogba bekanntlich ein. Sein Freund Tanazefti fühlte sich vernachlässigt und brachte Pogba dazu seine Werberechte an ihn und einen Kumpel zu verkaufen, dieser Deal war alles andere als gut für Pogba. Raiola wollte ihn aus diesem Vertrag befreien und es kam zu langen Verhandlungen, in dieser Zeit konnte Pogba seine Werberechte nicht nutzen und Juventus trotz Angeboten nicht verlassen. Tanazefti versucht dann die Werberechte zu verkaufen und bot sie unter anderem dem Vermarkter Doyen Sports an. Da diese kein Interesse zeigten suchte Raiola eine Lösung und letztendlich bekamen Tanazefti und sein Kumpel je fünf Millionen. Durch den Verkauf Pogbas an Manchester United in diesem Sommer, verdiente Raiola weitere 27 Millionen Euro. Der Fall Pogba zeigt also, wie die Deals mit den Beratern ganze Karrieren bedrohen und sogar ruinieren können.

Sehr interessant sind die vielen Spielerverträge die Football Leaks veröffentlicht hat, betrachtet man die Verträge der Bundesligaprofis fallen einem einige interessante Klauseln ins Auge. Doch erstmal zum Vertrag an sich. Bei den meisten Spielern wird eine Vorlage der Deutschen Fußball Liga (DFL) benutzt, welche die wichtigsten Grundlagen beinhaltet. So haben die meisten Profis pro Jahr 24 Urlaubstage, die sie in pflichtspielfreien Phasen nehmen müssen, sie dürfen nicht dopen, nicht auf eigene Spiele wetten etc. Auch das Grundgehalt ist bei den meisten Spielern nach dem gleichen Prinzip geregelt, das Grundgehalt wird möglichst klein gehalten, stattdessen verdienen die Spieler zum Beispiel an Prämien für Einsätze. Einige Spieler wie z.B. Robert Lewandowski oder Chicharito haben das allerdings nicht nötig, sie bekommen ein extrem hohes Grundgehalt. Bei Chicharito sind das beispielsweise 350.000 Euro im Monat. Der eigentlich wichtige Teil der Verträge befindet sich meistens im Anhang, dort sind teilweise abstruse Prämien für jeden Profi individuell geregelt. Beim mexikanischen Nationalspieler von Bayer Leverkusen sind diese außergewöhnlich hoch. Er bekommt für die Unterzeichnung eines Vertrags für fünf Jahre 200.000 Euro, für das fünfte und das zehnte Länderspiel je zwanzigtausend Euro, für jeden Punkt in den ersten fünf Bundesliga-Spieltagen jeweils achttausend, für die deutsche Meisterschaft und den Sieg der Champions-League gibt es je 100.000 Euro und so weiter. Ein besonders skurriler Bonus stand in Mario Balotellis Vertrag, ihm wurden eine Million Pfund versprochen, wenn er während einer Saison weniger als dreimal wegen schlechtem Benehmen vom Feld fliegt. Ganz beliebt sind zurzeit Ausstiegsklauseln, diese richten sich teilweise nach dem neuen Verein, nach der Ligazugehörigkeit oder nach den Einsätzen für die Nationalmannschaft. Bei Kevin Volland, heute Bayer Leverkusen, bestand der Vertrag bei der TSG 1899 Hoffenheim aus 14 Paragraphen, die auf zwölf Seiten geschrieben standen. Paragraph 10c, das „Sonderkündigungsrecht“ mit den Details zu den Ausstiegsklauseln nahm dabei ein Viertel des Kontrakts ein.

Je mehr Enthüllungen veröffentlicht werden, desto klarer wird einem also, wie mächtig und geldgierig die Spielerberaten sind, welche abstrakten Summen die Profis kassieren und wie problemlos man damit durchkommt. Auch Fifa-Präsident Infantino äußerte sich nun zu Football Leaks: „Ich glaube, es ist wirklich an der Zeit, das zu analysieren, sich all diese Zahlen anzuschauen, die von Jahr zu Jahr steigen.“ Die gelockerten Bedingungen für das Third-Party-Ownership möchte er trotzdem nicht überarbeiten. Zum Abschluss legen wir euch wieder einige Links ans Herz, die noch viele weitere Informationen beinhalten, so könnt ihr euch noch intensiver mit dem Thema beschäftigen.

Weiterführende Links:

Football Leaks – die Beteiligten in der Übersicht

European Investigative Collaborations/Football Leaks

Sehenswert: “We love Lebowski”. Doku über einen italienischen Amateurverein und seine Fanszene

cover2Wir berichteten bereits vor einiger Zeit auf unserem Blog über Fußballvereine aus den italienischen Amateurligen  (Hier zum nachlesen), die sich als Teil der “Calcio popolare”- (“Volksfußball”) – Bewegung für mehr Mitbestimmung im Fußball einsetzen.

Nun ist eine Dokumenation über den kleinen Fußballclub aus Florenz, CS Lebowski, erschienen. Zu den interessanten Eindrücken aus der Fankurve rund um die Gruppe “Ultimi Rimasti Lebowski”, kommen neben Vertretern des Vereins, welcher komplett selbstverwaltet ist, auch Fans sowie eine Person der befreundeten “Coloniacs” aus Köln zu Wort. Neben der Geschichte des Vereins und den Beweggründen zur Gründung desselben,vermittelt der Film auf emotionale Weise, wie Fußball jenseits von kapitalistischer Vermarktung und sportlicher und gesellschaftlicher Entfremdung sein könnte.

 

Hier geht’s zur Doku auf Youtube!

 

 

 

Fußball von unten – Ein Gedankensprung

Als aktiver und idealistischer Fußballfan hat man es heute nicht leicht. Der Fußball verkommt immer mehr zu einem reinen Geschäft. Aktuelle Tendenzen, wie bei RB Leipzig, Wolfsburg und den Aktionärsvereinen könnten und werden wohl das Konzept der Zukunft sein. Zu sehr scheint unser Sport mittlerweile attraktiv für Investitionen und Vermarktung zu sein. Ausgliederungen der Profiabteilungen funktionieren mittlerweile nach dem Prinzip, der eine macht’s vor und die anderen müssen’s nachmachen, um konkurrieren zu können – zumindest ist das die häufigste Erklärung seitens der Vereinsvorstände, wenn es um die Rechtfertigung einer Ausgliederung bzw. die Öffnung für Investoren geht. Mit Konkurrieren ist nicht primär das Sportliche, sondern das Finanzielle gemeint. Das eine bedingt das andere oder besser gesagt, das eine kommt vor dem anderen. Früher ging es mal darum sportlichen Erfolg zu haben, um die Kosten zu decken – heute sollen Millionengewinne erzielt werden, um Spieler verpflichten zu können, die im Jahr so viel verdienen, wie manche/r nicht in hundert Jahren  –  oder noch absurder: um den Aktionären eine hohe Rendite zu ermöglichen. Viele sagen an dieser Stelle dann immer: „das ist nun mal heute so“ oder „so läuft nun mal das Geschäft“. Fußball – ein Geschäft? Da haben wir den Salat… Ein Argument ist das zwar weniger, aber es entspricht wohl der Realität. Dennoch, sich gegenüber den bestehenden Verhältnissen zu ergeben, ist sicher nicht die Lösung. Ein Kampf David gegen Goliath, kann aber vor allem auf Dauer  resignierend wirken  – zumal die Chancen – nicht wie in der biblischen Geschichte – eher gegen null tendieren. Dazu wiegen die Interessen der Reichen und Mächtigen viel zu schwer als die von uns Fußballfans. Wir sind austauschbar gegenüber zahlungskräftigeren Kunden. Schon heute findet ein Wandel in den Stadien statt, der im Moment noch durch Kampagnen wie „Kein Zwanni für’n Steher“ aufgehalten wird. Die Diskussion um Stehplätze findet dennoch statt und nicht nur wegen Sicherheitsbedenken. Wer erinnert sich nicht an die „Wutrede“ eines Uli Hoeneß vor den FC Bayern-Mitgliedern, als er sagte, dass die Stehplätze durch die Logenbesitzer und –besitzerinnen finanziert würden und unverschämt beifügte, dass man darüber gefälligst froh sein sollte und die Klappe halten sollte. Sollen wir froh darüber sein, dass es uns ein paar Superreiche heute ermöglichen noch in die Stadien gehen zu können, weil es sonst nicht mehr bezahlbar wäre? Das kann’s doch nicht sein. Wie lange wird der Fußball noch bezahlbar sein? Ein Fußball der als Arbeitersport bekannt war und vor allem dieser Klasse eine Möglichkeit zur sozialen Partizipation bot, aber auch gleichzeitig nach dem „Brot und Spiele“-Prinzip zur Ruhigstellung der Massen diente. Heute funktioniert das zwar immer noch, aber der Fußball bietet Vielen – vor allem Jüngeren – die Möglichkeit sich zu engagieren und zu entwickeln. Er hat damit eine sozialisierende Wirkung und ist ein Ort, an dem viele gesellschaftliche Schichten aufeinandertreffen. Er hat sich in vieler Hinsicht weiterentwickelt – man könnte auch sagen, er hat sich zivilisiert. Die 80er und 90er, in denen dunkelhäutige Spieler mit Bananen beworfen wurden sind vorbei. Heute sind die Kurven offener. Diskriminierung findet nur noch vereinzelt statt. Neben dem Kampf gegen Diskriminierung fand bzw. findet auch ein Kampf um mehr Rechte für Fußballfans statt, der bis heute auch noch anhält. Denn während sich in den Kurven  ein demokratischer Prozess vollführt,  geben sich die Vereine und Verbände wirtschaftlichen Zwängen hin und reduzieren dadurch Partizipations- und Mitbestimmungsmöglichkeiten (Stichwort: Ausgliederung). Dieser Widerspruch wird  wohl auf Dauer zu einem Konflikt zwischen „oben“ und „unten“ führen  und in diesem Zuge könnten Ausschließungsmechanismen zum Tragen kommen. Die Gefahr, dass Ticketpreise steigen und sich dadurch viele den Besuch eines Spiels nicht mehr leisten können, ist durchaus vorhanden. Aber auch die Möglichkeiten sich im Verein einzubringen, werden durch aktuelle Tendenzen bedroht. Viele Vereine verlieren ihre Verwurzelung zu Stadt und Menschen und damit ihr soziales und verbindendes Element.

Im Zuge dieser qualitativen Veränderung des Fußballs wird auch immer heftiger an der Repressionsschraube gedreht. Es liegt mehr als nur die Vermutung nahe, dass die Repression durch Verbände und Vereine den oben genannten Tendenzen in die Hände spielt – vielleicht auch spielen soll.  Das führt dauerhaft zu einem Interessenkonflikt, der einer Lösung bedarf.fcum-working

Erste Reaktionen und Lösungsansätze  gibt es bereits. In Hamburg hat sich die Gruppe „Chosen Few HH“ nach der Ausgliederung  vom Verein abgewendet und besucht nur noch die Spiele der 3. Mannschaft. Ähnlich in Hannover, wo die „Ultras Hannover“  (kompletter Boykott)  und die  „Brigade Nord 99“ (Stimmungsboykott) gegen die durchgeführte Ausgliederung des Vereins in eine KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien) protestieren. Ein gutes Zeichen, aber es stellt sich hierbei die Frage, ob dieser Schritt nicht zu sehr in Richtung einer eigenen Isolierung führt.  Alternativen zu einem passiven Protest gibt es mittlerweile immer mehr. In Hamburg wurde der HFC Falke e.V. von ehemaligen Ultras und Fans des HSV gegründet. Auch in England gibt es mit dem FC United of Manchester ein entsprechendes Pendant, das von ehemaligen Fans von Manchester United als Antwort auf die Entwicklungen im Verein gegründet wurde.  Hierzulande und auf der Insel sind das jedoch noch Einzelfälle. In Italien hingegen hat sich eine ganze Bewegung gegründet.  Die Rede ist vom sogenannten „Calcio Popolare“ – dem „Fußball des Volkes“. Dort haben sich verschiedene von Fans gegründete Vereine zusammengeschlossen, um sich den Fußball als „Volkssport“ wieder anzueignen. Zur „Calcio Popolare“  zählen unter anderem die Vereine Primi della Strada aus Terni, Ardita San Paolo aus Rom, Stella Rossa aus Neapel, Centro Storico Lebowski und Lokomotiv Flegrea. Die Bewegung versteht sich als Gegenentwurf zu Serie A, bei dem es vor allem darum geht, den Fußball auch als gesellschaftliche Instanz wiederzuentdecken, um vor allem marginalisierten Teilen der Bevölkerung Teilhabe am Fußball, aber auch an der Gesellschaft zu ermöglichen. Bei Lokomitve Flegrea heißt das vor allem praktische Hilfe für Arbeits- und Wohnungslose, aber auch für Flüchtlinge. Auch eine Fußballschule will der Fanverein gründen, um Kindern und Jugendlichen das Fußballspielen im Verein zu ermöglichen, die unter den gegebenen Umständen kaum eine Möglichkeit dazu haben.quartograd05--620x420

Neben dem zivilgesellschaftlichem Engagement, verfolgt die „Calcio Popolare“-Bewegung ein gemeinsames Ziel: nämlich eine eigene Amateurliga. Nur so können die Vereine eine völlige Autonomie erreichen. Denn aktuell sind sie noch den italienischen Fußballverbänden untergeordnet – und diese sind nach eigenen Aussagen Teil des Systems, das bekämpft werden muss. Dieser Kampf gegen das System hat jedoch auch Feinde – nicht nur auf Seiten der Verbände. Bei einem Auswärtsspiel von Ardita San Paolo wurden Fans und Unterstützer  des Vereins von Neonazis angegriffen – darunter waren wohl auch Anhänger von Lazio und AS Rom. Die Fans von Ardita San Paolo  sehen in dem Angriff einen Angriff auf die gesamte „Calcio Popolare – Bewegung“. Und das ist gar nicht mal so weit hergeholt. Wenn Neonazis der „Irriducibili Lazio“ lieber die dicke Kohle mit dem Verkauf ihres Gruppennamens als Modelabel machen, scheint auch ein gewisses Interesse an dem Status Quo vorhanden. Alternative Projekte würden letztlich die Vormachtstellung  solcher Gruppen gefährden. Ob sich dieses Projekt von „unten“ etablieren kann und ob weitere Fanvereine gegründet werden, hängt auch stark davon ab, ob weitere Ultras diesen Weg mitgehen und sich von ihren bisherigen Vereinen trennen. Jede/r kann sich wohl selbst vorstellen, wie schwer es ist, eine solche Entscheidung zu treffen. Für viele stellt sich diese Frage zum Glück (noch) nicht.

Passend zu dem Thema zeigt der NDR am Sonntag um 23:35 Uhr eine Reportage über den HFC Falke e.V. und die Hannoveraner Ultras.

Hier gibt es eine Vorschau und einen Trailer zur Reportage : Klick

Update: Hier gibt es die komplette Reportage: Klick