ZDFzoom: Unsere Amateure – Echte Profis

Aktuell wird in Brasilien der “hochmoderne” Profifußball zur Schau gestellt. ZDF Zoom hat vor wenigen Wochen mit der Reportage “Unsere Amatuere – echte Profis” gezeigt, wie sehr der Amateurfußball mittlerweile gegenüber dem Profigeschäft in Bedrängnis geraten ist.

Die Doku offenbart wie speziell der DFB dieses Problem in den letzten Jahren forciert hat.

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„Fans nicht von vornherein als Täter abstempeln“

Nach dem Vorbild anderer Traditionsvereine mit großer Anhängerschaft hat sich in Kaiserslautern die „Rot-Weiße Hilfe“ gegründet. Ihr Ziel ist es, das häufig verzerrte Bild der Fußballfans in der Öffentlichkeit gerade zu rücken und Hilfe bei juristischen Problemen im Zusammenhang mit Fußballspielen zu geben.

Kaiserslautern am 6. März 2013: Nach dem Regionalliga-Spiel des 1. FC Kaiserslautern gegen Waldhof Mannheim kesselt die Polizei auf einem Parkplatz in der Innenstadt eine Gruppe von rund 50 FCK-Fans ein. Ihnen wird Landfriedensbruch, Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung vorgeworfen – vom Verein erhalten sie umgehend Stadionverbote mit einer Dauer von bis zu zwei Jahren. Die Sichtweise der betroffenen Fans hingegen ist eine andere: Die Einsatzleitung der Polizei habe unter Ergebnisdruck gestanden, weil sie einen Monat zuvor bei den schlimmen Ausschreitungen nach dem Heimspiel gegen Dynamo Dresden versagt hatte, und sie müssten nun die Sündenböcke herhalten.

15 Monate später sind sämtliche Strafverfahren von damals eingestellt, keiner der Betroffenen wurde schuldig gesprochen. Auch die somit nicht mehr begründeten Stadionverbote sind zum größten Teil aufgehoben.

Aufgrund von Vorfällen wie diesem hat sich vor kurzem die „Rot-Weiße Hilfe Kaiserslautern“ (RWH) gegründet, die sich selbst wie folgt definiert: „Die RWH ist eine übergreifende Solidaritätsgemeinschaft zur Unterstützung von Fans des 1. FC Kaiserslautern, die aufgrund von Ereignissen bei FCK-Spielen Probleme mit der Justiz bekommen haben.“ Beratung, Prävention und Öffentlichkeitsarbeit, aber auch finanzielle Unterstützung sind die Ziele des eingetragenen Vereins.

Das große Vorbild ist die „Rot-Schwarze Hilfe“ aus Nürnberg, die als bundesweiter Vorreiter gilt und bereits 2007 gegründet wurde. Auch in München (1860), Hannover, Gelsenkirchen, Dresden, Berlin (Union & Hertha), Rostock und Köln existieren mittlerweile Fanhilfen.

“Generell nimmt die Repression rund um den Fußball immer mehr zu und die Polizei kommt in der Öffentlichkeit in den allermeisten Fällen als die Partei weg, die zweifelsfrei richtig handelt. In den Medien werden meist oberflächlich die Polizeiberichte abgetippt, viel zu selten werden die Fälle wirklich tiefgründig recherchiert. Was in der Zeitung steht entspricht aber nicht den Schikanen, die man als Fan fast jedes Wochenende miterlebt. Deshalb ist es auch in Kaiserslautern an der Zeit, sich dieser Sache anzunehmen, damit die Fans nicht immer von vornherein als ‘Täter’ abgestempelt werden“, erklärt Vorstandsmitglied Andreas Hensel die Intention zur Gründung der Rot-Weißen Hilfe.

Erstmals an die Öffentlichkeit trat die RWH Anfang Mai, als eine rechtswidrige Maßnahme der Polizei gekippt wurde: Zum FCK-Heimspiel gegen Dynamo Dresden sollte pauschal allen Personen mit bundesweitem Stadionverbot (was ca. 3.000 Betroffenen entspricht) per Allgemeinverfügung das Betreten der Stadt Kaiserslautern untersagt werden. Das Verwaltungsgericht Neustadt/Weinstraße wies diese Allgemeinverfügung zurück und kritisierte in seinem Beschluss außerdem die allgemeine Vergabepraxis von Stadionverboten.

Ein anderes Beispiel gibt Rechtsanwalt Philipp Adam, der als einer von drei Anwälten mit der RWH zusammenarbeitet: „Hannover 96 wollte vor dem Derby in Braunschweig seine Auswärtsdauerkarten nur in Verbindung mit einer vom Verein organisierten Busfahrt aushändigen. Unterstützt durch die Fanhilfe Hannover klagten drei Fans im einstweiligen Rechtsschutz auf Herausgabe der Karten. Das Gericht stellte dabei zutreffend fest, dass die angedachte Vergabepraxis mit erzwungener Busreise rechtswidrig ist.“

Aber warum braucht es überhaupt eine Fanhilfe, wo in Kaiserslautern doch mit Fanbetreuung, Fanvertretung, Fanbeirat und Fanprojekt schon mehrere Anlaufstellen für die Anhänger existieren? Vorstandsmitglied Andreas Hensel hierzu: „Zunächst einmal ist zu sagen, dass es sicherlich positiv ist, wie sich die Fanarbeit in Kaiserslautern entwickelt hat. Im Gegensatz zu den genannten Institutionen kann die Rot-Weiße Hilfe Betroffenen finanzielle Unterstützung bei der Begleichung von Anwalts- und Gerichtskosten bieten. Wichtig ist uns hierbei auch, dass wir mit Rechtsanwälten, die Erfahrung in Rechtsfällen mit Fußballbezug, zusammen arbeiten. Dies ist für uns als Fanhilfe unerlässlich. Man kann als Laie auch keine juristischen Ratschläge geben, das wäre fatal. Am Spieltag selbst wird auch in den meisten Fällen ein Anwalt anwesend sein um direkt vor Ort Handeln zu können.”

Erreichbar sind die Ansprechpartner der Rot-Weißen Hilfe Kaiserslautern an Spieltagen per „Notfallhandy“, die Nummer für die kommende Saison wird noch bekanntgegeben. Eine eigene Homepage ist in Arbeit, außerdem werden die Informationen der RWH bei Facebook und Twitter verbreitet. Der Mitgliedsbeitrag, welcher zur Deckelung von Anwalts- und Gerichtskosten verwendet wird, beträgt 3,- Euro im Monat.

 

Quelle: DerBetzeBrennt.de

Die Dunkle Seite von Red Bull

rb_logos_neualtRB Leipzig hat mittlerweile die Lizenz für die 2. Liga erhalten. “RasenBall” und DFL einigten sich darauf, dass der Verein in Zukunft mit einem neuen Logo auftreten werde und dass die Mitgliederstrukturen offener zu gestalten sind – diese Regelung wird als Vertrauensvorschuss seitens der DFL verkauft.

RB Leipzig wird also in Zukunft “verändert” auftreten. Das System das jedoch hinter Red Bull steckt, bleibt das Selbe: Marketing mit allen Mitteln.

Dazu erschien bei ARD-Die Story nun eine Reportage, die das Erfolgsmodell Red Bull und seine Schattenseiten beleuchtet:

Die dunkle Seite von Red Bull – Wenn ein Getränk doch keine Flügel verleiht

Red Bull hat die Formel 1 verändert, einen Sprung aus der Stratosphäre gesponsert, Extremsportarten auf die Spitze getrieben. Doch der PR-Hype von Red Bull ist umstritten. Bei einigen Aktionen sind Sportler tödlich verunglückt. Geht Red Bull zu weit?

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Was ist los im Land des Fußballs?

brasiliencoverAm kommenden Samstag, den 24. Mai richtet das Fanprojekt im Anschluss an das letzte Saisonspiel unserer Amateure (Anstoß um 14.00 Uhr im Fritz-Walter-Stadion) im Bahnheim eine Veranstaltung aus unter dem Motto “Brasilien 2014: Was ist los im Land des Fußballs?”. Teil des bunten Programms ist auch eine Gesprächsrunde, an der unter anderem Frenetic Youth Mitglied Marcel teilnehmen wird. Der junge Mann dürfte dem geneigten UdH Blog Leser dank seiner aktuellen Brasilien-Reihe inzwischen bestens bekannt sein. Nicht nur aus diesem Grund möchten wir für die Veranstaltung und das Fanprojekt Kaiserslautern Werbung betreiben. Nutzt das Angebot und belohnt die starke Arbeit der Fanprojekt Mitarbeiter mit eurem Erscheinen!

Das “Unter die Haut” Team hat den Anlass genutzt und die drei Blog Beiträge des “Brasilien Spezial” als Sonderausgabe in ein kompaktes PDF-Format gebracht. Spätestens jetzt kommt keiner mehr umher, sich das Werk zu gönnen. Viel Spaß dabei und bis Samstag!

Gut zwei Wochen vor dem Anpfiff zur WM rücken die Geschehnisse im Land des fünffachen Fußball-Weltmeisters immer stärker in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Aus der Perspektive einer Austragungsstadt der WM 2006 will das Fanprojekt Kaiserslautern daher, in Zusammenarbeit mit der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt von Engagement Global gGmbH, einen Blick auf die brasilianische Gesellschaft, Fankultur, und die aktuellen Geschehnisse vor Ort werfen.

Die Veranstaltung mit dem Titel „Brasilien 2014: Was ist los im Land des Fußballs?“ findet am Samstag, 24. Mai 2014, im Lautrer Wirtshaus im Bahnheim (Bahnheim 17C, 67663 Kaiserslautern) statt.

Am Beispiel des brasilianischen Kampfsports Capoeira soll zunächst ein Einblick in die Geschichte von Rassismus und Sport in Brasilien gewonnen werden. Gezeigt wird eine Capoeira-Liveshow, moderiert von Lila Sax dos Santos Gomes, mehrfache Deutschland- und Europameisterin und Weltmeisterin des Jahres 2009 in ihrer Kategorie. Sie wird während der Capoeira-Show über Capoeira als afro-brasilianische Kunstform, die sich aus ihrer langjährigen Unterdrückung befreit hat und Teil der brasilianischen Identität geworden ist, berichten.

Anschließend werden Nicole Selmer, Mitautorin des Fanguides zur WM 2014, und Carolin Nagy, die für verschiedene entwicklungspolitische Projekte in Brasilien tätig war, zur Fankultur und den Rahmenbedingungen vor Ort im Vorfeld der Weltmeisterschaft berichten. Beide haben Brasilien kürzlich besucht und können somit hautnah von ihren Eindrücken erzählen. Wie stehen die Brasilianer zur WM und zur FIFA? Wird es während der WM erneut Großdemonstrationen geben? Welchen Einfluss hat die WM auf die brasilianische Fußballkultur? Wie nachhaltig sind die Investitionen in die Infrastruktur?

Zu diesen und weiteren Fragen soll zusammen mit Marcel, Mitglied der Lauterer Ultra-Szene und einige Zeit in Brasilien mit den “Torcidas” von ABC Natal bei Heim- und Auswärtsspielen unterwegs, diskutiert werden. Das Programm wird von Brigitte Rottberg, ehemalige Fachbereichsleiterin Logistik im WM-Büro der Stadt Kaiserslautern und seit 2008 Kommunalberaterin im Host City Programm zur WM Südafrika 2010 und Brasilien 2014, und Stefan Michels, Mitarbeiter des Fanprojekts Kaiserslautern, moderiert.

Die Veranstaltung beginnt um 16.30 Uhr. Für Essen und Getränke ist gesorgt. Anmeldungen bitte bis zum 20. Mai 2014 beim Fanprojekt Kaiserslautern per E-Mail unter: awo_fanprojekt_kl@gmx.de.

Überall ist Taksim

„Überall ist Taksim – überall ist Widerstand“ hallt es durch die Istiklal-Straße in Istanbul. Die Shopping Meile Richtung Taksim Platz ist voll von Demonstranten. Auch die Polizei ist vor Ort. Es kommt zu Auseinandersetzungen. Böller fliegen, Pyro wird gezündet. Die Staatsmacht antwortet mit Wasserwerfern. Nach einer Weile wird die Demonstration aufgelöst. Mehrere Menschen werden festgenommen. Der Rest der Demonstranten verläuft sich in den Straßen Istanbuls.
Eine typische Szene, wie sie auch bei den Protesten gegen die Räumung des Gezi Parks im vergangenen Jahr stattfand – an denen Ultras maßgeblich beteiligt waren. Doch diesmal ist der Auslöser ein anderer. Auch die Demonstration wirkt homogener. Denn es sind fast ausschließlich Ultras an diesem Tag in Istanbul zusammengekommen. Die großen Istanbuler Gruppen, wie Carsi, Ultraslan und Genç FB sind zum ersten Mal seit den Gezi-Protesten wieder gemeinsam auf der Straße. Damals hatten sich die drei verfeindeten Gruppen gemeinsam an den Demonstrationen auf dem Taksim Platz beteiligt.

fbklein2In Kreisen der deutschen Ultraszene wurde das Ganze damals aufmerksam verfolgt. Es wurde diskutiert und man stellte sich Fragen wie: Kann das gut gehen – verfeindete Gruppen zusammen gegen die Staatsmacht? Sollten sich die Ultras nicht aus den politischen Angelegenheiten raushalten? Diese, damals schnell widerlegten, Fragen scheinen im Zuge der aktuellen Proteste gar nicht erst aufkommen zu können.

Denn der Anlass könnte – auf den ersten Blick – kaum fußballbezogener sein. Es geht um ein im April vom türkischen Fußballverband eingeführtes Ticketsystem, das aus einer Bankkarte, der Passolig besteht. Nur Inhaber dieser Karte können Spiele der 1. und 2. türkischen Liga im Stadion sehen und auch nur die Spiele, an denen der eigene Verein beteiligt ist. Denn neben der Angabe des Lieblingsvereins, werden auch allerhand anderer Daten auf der Karte gespeichert. Von nationaler Identifikationsnummer (Ausweisnummer) bis hin zu Kontodaten ist alles drauf, was der absoluten Personalisierung dient. Ein Foto darf natürlich auch nicht fehlen. Denn das ist der kleine Unterscheid zur italienischen Tessera: In den türkischen Stadien werden Gesichtsscanner (bzw. Kameras) installiert, die überwachen sollen, ob auch wirklich der Eigentümer der Karte auf dem georderten Platz sitzt. Ein Instrument, das die Gewalt in den Stadien eindämmen soll. Im Moment führt es aber vor allem dazu, dass die Stadien leer bleiben. Beim Derby zwischen Fenerbahce und Besiktas wurden nur rund 8000 Karten verkauft. Carsi hatte zum Boykott des Spiels und der Passolig aufgerufen.

Der Konflikt zwischen Fußballverband und Fankultur scheint damit auch in der Türkei angekommen zu sein. Auch hier laufen, wie in Italien, Repressionsmaßnahmen vor allem über Überwachungs- und Ausschließungsmechanismen. Durch die Passolig wird es um ein Vielfaches einfacher unliebsame Stadiongänger fernzuhalten. Was noch erschwerend hinzukommen dürfte ist, dass die türkische Polizei Zugriff auf die Daten der Passolig hat. Und das auch aus gutem Grund. Die Einführung der Passolig scheint nämlich eben nicht nur ein Repressionsinstrument gegen die Fankultur alleine zu sein.

Im Zuge der Proteste auf dem Taksim-Platz haben sich viele türkische Ultras politisiert. Für sie sind nicht allein Fußballfunktionäre und Politiker diejenigen, die den Fußball zerstören. Vielmehr haben sie eine neoliberale Logik dahinter erkannt, nach der auch der letzte öffentliche Raum ökonomisch verwertbar gemacht werden soll. Die Privatwirtschaft ist einer der größten Profiteure der Privatisierung öffentlichen Raums – also auch des Fußballs. Die Politisierung der türkischen Ultras scheint Ministerpräsident Erdogan seit den Gezi-Protesten ein Dorn im Auge sein. Die Macht, die die Ultras nicht nur im Stadion haben, könnte für Erdogan nochmal zum Problem werden. Sicherlich erinnert er sich auch noch an den Beginn des „Arabischen Frühlings“ in Ägypten. Damals waren Ultras von Al Ahly Kairo federführend an den Protesten gegen die Regierung beteiligt. Aber nicht nur aus diesen Gründen kommt ihm die Passolig gerade recht.

0Hinter der Passolig steht die Investmentbank „Atif“. Mit bisher nur acht Filialen in der ganzen Türkei gehört sie zu den eher kleinen Banken. Doch der Zuschlag für die Passolig sichert der Bank auf einmal ca. 8 Millionen Neukunden bzw. Fußballfans- und damit auch mehrere Millionen Kapital. Man wundert sich, wie ausgerechnet eine Investment Bank, die nicht auf ein Kundengeschäft wie dieses ausgelegt ist (8 Filialen!), den Zuschlag für das Millionengeschäft „Passolig“ bekommen konnte. Ein zweiter Blick offenbart dann, dass hinter der Atif Bank die Calik Holding steht. Geschäftsführer (CEO) ist kein anderer als der Schwiegersohn des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan.

Die Verstrickungen zwischen Privatwirtschaft und Politik sind kein neues Phänomen – auch nicht in der Türkei. Doch dieser Pakt wird von vielen Teilen der türkischen Gesellschaft nicht mehr ohne weiteres hingenommen. Auch die Ultras haben es geschafft sich ihrer gesellschaftlichen Relevanz bewusst zu werden. Denn die Probleme der türkischen Gesellschaft sind auch die Probleme der Ultras. Das heißt im Umkehrschluss aber nicht gleich, dass die Probleme der Ultras auch die Probleme der Gesellschaft sind. Es ist fraglich ob die türkische Gesellschaft, die Probleme der Ultras auch als die eigenen Probleme wahrnimmt. Daher kann man nur hoffen, dass die Ultras in der Türkei sich ihrer eigenen Möglichkeiten bewusst werden und sich weiter untereinander vernetzen. Nur ein gemeinsamer, aktiver Protest kann zum Erfolg führen. Der Boykott allein wird nicht ausreichen.
Immerhin entschied kürzlich ein Gericht in Ankara, dass die Passolig gegen Datenschutzbestimmungen verstoße und daher abgeändert werden muss. Das wird jedoch nicht viel ändern. Das System, das dahinter steckt, wird dadurch nicht angetastet.

Mit neun Mitgliedern in die 2. Liga

… so lautet der Titel einer kürzlich bei Sport Inside ausgestrahlten Reportage über 2. Liga Aufsteiger RB Leipzig.

Gegenstand des Berichts ist die fragwürdige Karriere des Retortenclubs aus Leipzig. Vor nur wenigen Jahren in Liga fünf gestartet, ist nun der Durchschmarsch von der dritten in die 2. Liga geglückt. Rein sportlich lief alles glatt. Bei der Lizenzierung jedoch hat RB Leizpig bisher immer Glück gehabt. Denn eigentlich verstößt der Verein gegen grundlegende Richtlinien des DFBs. Sollten diese nicht erfüllt werden, droht dem Verein die Lizenzverweigerung für Liga 2.

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UdH# 102: Betze vs Dynamo

102coverSo schnell sind wir beim letzten Heimspiel der Saison 2013/ 14 angelangt. Vor knapp einem Jahr hatten wir gehofft, heute durch ein Kaiserslautern in Volksfeststimmung auf den Betze zu pilgern. Statt dessen raufen wir uns noch immer die Haare angesichts der Lala-Leistung am Montag in Berlin. Klar ließe sich auch diese Nummer wieder schön reden. Wollen wir uns aber mal nichts vormachen: Unbedingter Aufstiegswille schaut anders aus! Da braucht es Körpersprache, Kampf um jeden Ball und einen mit aller Kraft erzwungenen Auswärtssieg. Das Gequatsche von hier Pfostentreffer, da Pech und wir glauben ja alle noch dran, ist überflüssig. Genauso unerträglich ist das Geschachere um die unausweichliche Verpflichtung eines (unabhängigen) Sportdirektors. Hier braucht es zeitnah endlich einen klaren Blick und eine besonnene Lösung, zum Wohle des Vereins. Dies gilt auch für die vertragliche Bindung von Perspektivspielern. Sollte nicht doch noch ein Wunder geschehen, wird es nächstes Jahr sicher nicht einfacher aufzusteigen. Das “Profikader wechsel dich” Spielchen zu jeder Sommerpause fruchtet ganz offensichtlich nicht, also wäre ein denkbarer Ansatz endlich langfristig eine Truppe mit Charakter aufzubauen. Dafür braucht es ein Auge für Talente und “Personalentwicklung”, wie heute so schön gesagt wird.

Viele interne Baustellen also. Zu allem Überfluß wurden wir in der vergangenen Woche von der Meldung überfahren, dass bei der Vergabe der Tickets für die Gäste aus Dresden erstmals massiv durch das DFL-Papier ermöglichte Regularien Anwendung finden. Die Zusagen Stefan Kuntz’ in Kaiserslautern bleibe alles beim Alten, sind damit obsolete. Wieder mal wurden die Rechte und Freiheiten von Fans weiter beschnitten. Heute trifft die praktische Umsetzung die Dresdner, morgen uns! Leute, nehmt das nicht hin – diese Schikanen sind nicht zu rechtfertigen.

Bei all dem Ärger sind wir nicht bereit uns alles vermiesen zu lassen. Daher möchten wir an dieser Stelle demonstrativ mit Stolz und  (Vor-) Freude den folgenden Bericht aus der neuen Ausgabe 102 hervorherben: 18 FYs hatten letzten Samstag die Ehre mit unseren Metzer Freunde der Horda Frenetik den letzten Schritt auf dem Weg zurück in die Ligue 1 zu gehen. Der FC Metz besiegelte den Aufstieg mit einem 0:3 Erfolg in Auxerre! Félicitation, Grenades! Und Betze, immer weiter…

 

AJ Auxerre – FC Metz (0:3)
26.04.2013 / Ligue 2 / 34. Spieltag / Stade de l’Abbé-Deschamps

Nachdem der FCK erst am Montag bei Union Berlin antreten sollte, war das Wochenende frei, um mal wieder etwas mit der Familie oder der besseren Hälfte zu unternehmen – oder auch nicht.

Für mich begann der Abend ganz ultra-like mit Tiefkühlpizza und Serie A schauen in gemütlicher Runde. Während ein Teil der Runde zum Hoppen nach Italien aufbrach, legten wir uns noch zwei Stunden auf’s Ohr, bevor die Reise nach Metz beginnen sollte. Dank Fahrerwechsel, bevor der Sekundenschlaf uns das Leben kostete, erreichten wir, typisch deutsch, den Abfahrtsort der Busse genau eine Minute vor der geplanten Abfahrt. Eigentlich hatten wir fest damit gerechnet, dass wir da ziemlich alleine stehen würden, schließlich sind die Abfahrtszeiten der Horda generell etwas flexibler als bei uns. Heute allerdings standen die vier Busse der Horda schon bereit und sogar ein kleiner Tisch war aufgebaut, um das Organisatorische zu erledigen. Insgesamt 18 FY-Ultras begleiteten die Horda zu diesem besonderen Spiel, bei dem  der FC Metz den Aufstieg in die Ligue 1 perfekt machen konnte.

Nach einer Begrüßungsrunde suchte ich mir einen Platz im Bus, der dann doch erst mit 50 Minuten Verspätung losfuhr (zum Glück doch noch alles beim Alten). Bis zur ersten Rast holte ich in dem Luxusbus etwas Schlaf nach. Den Rest der Hinfahrt verbrachte ich mit einigen interessanten Gesprächen und schließlich erreichten wir Auxerre fast drei Stunden vor Spielbeginn. Es war also noch genug Zeit, um in die Stadt zu gehen. War auf jeden Fall cool, mit 200 Menschen singend durch die Gassen Auxerres zu ziehen. Schließlich chillten wir gemeinsam an einem Pub, wobei das Wetter mit Wind und dicken Wolken nicht gerade optimal war.

Gut eine Stunde vor Spielbeginn setzten sich die 200 Ultras in Bewegung und zogen mit Gesängen und etwas Pyro zum Stadion. Der Einlass in das Stade de l’Abbé-Deschamps, benannt nach dem Pfarrer Deschamps, dem Gründer des AJ Auxerre, dauerte dann etwas länger, so dass gerade noch genug Zeit war, um die Choreo vorzubereiten, bevor die Mannschaften auf den Platz kamen. So wedelte der Oberrang rund um die Horda fleißig mit Luftballons, dazu gab es ein passendes Spruchband, während unten die Gruppen der Tribune Ouest ein paar Fahnen und Doppelhalter zeigten. Der Gästeblock legte dann auch gleich lautstark los, wobei das Zusammenspiel von Ober- und Unterrang manchmal etwas schwierig war. Trotzdem insgesamt ein guter Auftritt des Metzer Anhangs.

Der FC Metz tat sich die ersten Minuten etwas schwer, im Regen von Auxerre ein Mittel gegen den Gegner zu finden. So dauerte es bis zur 34. Minute, bis Bussmann die Grenats in Führung brachte. Großer Jubel im Gästeblock, nun stand man quasi mit einem Bein und vier Zehen in der ersten Liga. Doch anstatt nun das Ergebnis bis zur Pause zu verwalten, spielte der FC Metz weiter nach vorne und legte nur vier Minuten später das 2:0 nach. Auch nach dem Seitenwechsel war der Sieg nie ernsthaft in Gefahr, wobei Auxerre etwas stärker wurde und unter anderem die Latte traf. So konnte der Gästeblock in den Feiermodus schalten, der durch das 3:0 in der 84. Minute noch einmal gesteigert wurde.

Bei Abpfiff dann grenzenloser Jubel und Feierei mit der Mannschaft. Schon Wahnsinn, dass der FC Metz den Durchmarsch von der dritten in die erste Liga geschafft hat. Auch wenn es nicht „unser“ Verein ist – die vielen Jahre, in denen wir erst den Abstieg und nun den Aufstieg verfolgt haben; die Spiele in der dritten Liga, zu denen wir unsere Freunde der Horda begleitet haben; und die vielen schönen Stunden auf Frankreichs Autobahnen ließen auch bei uns ehrliche Freude aufkommen.

Nachdem die Mannschaft in die Kabine gegangen war, verließen wir den Block und nach kurzer Wartezeit auf einen unserer Jungs, der das Spiel hinter französischen Gardinen verbringen musste, ging es wieder zurück Richtung Metz. Die Rückfahrt verlief dann ruhiger als erwartet, der lange Tag hatte alle doch ziemlich geschafft. Nach der Ankunft in Metz schauten wir noch kurz auf dem offiziellen Empfang in der Innenstadt vorbei, ehe uns die Müdigkeit zu unseren Autos trieb und wir den Heimweg antraten.

Nächstes Jahr stehen nun richtig geile Fahrten und Spiele an. Nizza, St. Etienne, Paris, Marseille, wir werden an der Seite der Horda gegen einige der besten europäischen Kurven antreten dürfen, wir freuen uns drauf. Weil es nie als selbstverständlich angesehen werden darf, bedanke ich mich bei der Horda für die tolle Gastfreundschaft. Bon retour et meilleurs vœux pour Ligue 1! HFY Ultras!

 

Hier geht es zur kompletten Ausgabe 102!

Der Fan als Sicherheitsrisiko?!

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(Perspektive FCK) Am kommenden Wochenende steigt das Heimspiel unseres 1.FC Kaiserslautern e.V. gegen Dynamo Dresden. Für uns geht es wahrscheinlich noch um den Aufstieg und für Dynamo Dresden um den Überlebenskampf in Liga 2.

Überraschenderweise wurde der Vorverkauf für Fanclubs, Mitglieder und Dauerkarteninhaber durch den FCK erst sehr spät gestartet. Ein freier Vorverkauf findet offenbar überhaupt nicht statt. Wer einen Blick in den Ticketshop wirft, stellt jedoch sehr schnell fest, dass dieses Spiel noch nicht ausverkauft ist.

Um so mehr verwunderte daher diese Woche die Meldung aus Dresden, dass man vom FCK lediglich ein Kontingent von ca. 2.300 Karten zugesprochen bekommen habe. Damit erhält Dresden lediglich 4,7% des regulären Kartenkontingents. Normalerweise stehen den Gästefans laut DFL-Regularien indessen 10% der verfügbaren Tickets zu (In Kaiserslautern also ca. 5.000 Tickets). Zudem müssen die Dresdener Anhänger zunächst Vouchers kaufen (für die Mitgliedsausweis und Mitglieder-PIN benötigt werden), die dann erst am Spieltag in Kaiserslautern – mit einem damit verbundenen Busshuttle zum Gästeblock vom Messeplatz aus – umgetauscht werden können.

Man versucht so von Seiten der Polizei und des Vereins ein Sicherheitskonzept zu suggerieren, das in dieser Form aber wohl zu noch mehr Unmut und Chaos am Spieltag führen könnte. Dass Dynamo eine große und reisefreudige Fangemeinschaft hat und auch immer wieder durch “Problemfans” in die Schlagzeilen kommt, konnten wir in Kaiserslautern vergangene Saison hautnah erleben, als es neben einem versuchten Eingangssturm nach dem Spiel zu Angriffen einiger Randalierer auf die P&R-Busse mit erheblichen Sachschäden kam.

Hierbei verwendeten die bis heute nicht ermittelten unbekannten Täter Gegenstände als Wurfgeschosse und Schlaginstrumente, die zum Teil aus einer ungesicherten Baustelle stammten und zum Teil aus Flaschen, die vorher vom Ordnungsamt eingesammelt worden waren und vor Spielende nicht abtransportiert wurden. Schon in der vergangenen Saison hatte man gehofft, alles unter Kontrolle zu haben, indem man die Busse der „Ultras” abgefangen und direkt zum Stadion geleitet hat. Wie sich gezeigt hat, sind die Probleme jedoch weitaus komplexer.

Aktuell setzt der FCK nun als einer der ersten Vereine das umstrittene neue Sicherheitskonzept der DFL um. Gerade die von Seiten vieler Fans äußerst kritisch gesehene so ermöglichte Reduzierung des Gästekontingents bei Risikospielen kommt nun in Kaiserslautern erstmals zur Anwendung – obwohl der Vorstandvorsitzende Stefan Kuntz nach der Verabschiedung des Papiers noch im Dezember 2012 versprochen hatte: „Bei uns in Kaiserslautern ändert sich nichts!”

Aufgrund der letztjährigen Erfahrungen mögen viele FCK-Fans nun der Meinung sein, dass es nur recht und billig ist, dass “diese Randalierer” nur einen Teil der Karten zugesprochen bekommen. Allerdings sollte man die Angelegenheit etwas differenzierter betrachten, wie Sebastian Scheffler, 1. Vorsitzender der Perspektive FCK, zu bedenken gibt: „Solange man selbst nicht betroffen ist, denkt man vielleicht noch ‘Richtig so!’, allerdings sitzen wir alle im selben Boot. Was heute Dresden in Kaiserslautern passiert, kann uns genau so schnell treffen beim nächsten Derby in Saarbrücken, Mannheim, Karlsruhe, Frankfurt oder Mainz!”

Wie der Perspektive FCK seitens Dynamo Dresden mitgeteilt wurde, hatte Dynamo zuvor Einspruch gegen die Reduzierung des Gästekontingents erhoben. Dieser Einspruch blieb jedoch ungehört – was noch einmal verdeutlicht, wie viel das im Sicherheitskonzept vorgesehene Einspruchsrecht tatsächlich wert ist.

Wer sich etwas genauer mit der Fanszene von Dresden beschäftigt, weiß, dass diese immer und überall vertreten ist – auch wenn es wie beispielsweise vor zwei Jahren in Frankfurt keinerlei Gästetickets gibt. Auch damals war Dresden dort mit über 1.000 Fans vertreten, die sich im gesamten Stadion verteilten.

An dieser Stelle zeigt sich nun auch die besondere Problematik des aktuell noch bestehenden Sponsorenvertrages des FCK mit “Viagogo”.

Mitgliederentscheid_respektieren_Vianogo_ablehnen
Da der FCK zur Abgabe von Tickets an Viagogo verpflichtet ist, sind somit Tausende von Eintrittskarten auf diesem Weg für Jedermann frei zu erwerben. Es ist daher auch davon auszugehen, dass sich sehr viele Dresdener mit weiteren Tickets für die Nord-, Süd- und Osttribüne eindecken werden. Diese Dresdener Fans könnten so nahezu über das ganze Stadion verteilt sein und könnten sich darüber hinaus – entgegen den Planungen – frei rund um das Stadion bewegen.

Andreas Hensel, Vorstandmitglied der vor kurzem neu gegründeten Rot-Weißen Hilfe Kaiserslautern, merkt hierzu an: „Die Vorgabe der Anreisewege und der Zwang zum Umtausch der Vouchers in Tickets wie in diesem Fall ist ein weiterer Schritt zur Beschneidung von Bürgerrechten. Man kann sogar von einem ‘Hannover Light Modell’ sprechen, ähnlich wie es vor einigen Wochen beim Derby Braunschweig – Hannover angewendet wurde.”

Ob das Konzept wirklich für mehr Sicherheit sorgen kann, bezweifelt Sebastian Scheffler: „Durch das reduzierte Gästekontingent verschenkt der FCK nicht nur viel Geld, sondern zieht auch den Unmut vieler Fans auf sich. Dazu kommt noch eine schlechte bzw. gar keine Kommunikation des Vereins bezüglich der Vergabepraxis der Eintrittskarten. Gerade der Verkauf der Tickets über Viagogo könnte uns noch Probleme bereiten. Es zeigt sich daher einmal mehr, dass die Mitglieder im Dezember auf der Jahreshauptversammlung zurecht dem Vorstand die Empfehlung mit auf den Weg gegeben haben, den Viagogo-Deal nicht zu verlängern!”