UdH# 99: Betze vs Bielefeld

99coverBei der trostlosen Spielansetzung an einem Mittwoch um 17:30 Uhr darf es nur eine Marschroute geben: Nuff gehe, Gas gewe, un’ sich am End’ im beschd’ Fall net uffreesche. Gegen die Arminia ist ein Heimsieg Pflicht… eigentlich.

Aber gut, lassen wir uns überraschen und leisten unseren Teil in der Kurve. Im grauen Liga-Alltag gilt es Highlights zu schaffen. Neben der Vorfreude auf den “Europapokal Warm Up” beim frisch gekürten Meister aus München, kündigt sich euch in Ausgabe 99 ein weiterer Anlass zum Feiern an: “Wir alle sind K-Town” geht in die nächste Runde:

 

Unser erfolgreiches Projekt „Wir alle sind K-Town“ geht am 14.06.2014 in die sechste Runde. Nachdem die ersten Veranstaltungen fast ausschließlich von Szeneleuten besucht wurden, war bei Vol. 5 eine Veränderung im Publikum deutlich erkennbar. Es mischten sich zahlreiche Studenten und Vertreter anderer Lautrer Subkulturen unter die anwesenden FCK-Anhänger.

Über diese Entwicklung sind wir sehr stolz und möchten daher bei Vol. 6 weiter daran arbeiten, unsere Konzerte und Partys für ein breiteres Publikum attraktiv zu machen. Das Line-up ist jedenfalls sehr vielversprechend. Eröffnen werden den Abend zwei Lautrer die seit einigen Jahren im Bereich Hip-Hop aktiv sind. Gorest fump und Smeil waren ganz begeistert als sie unsere Einladung erhielten. Wahrscheinlich haben Chief Justice und David Asphalt bei den Jungs durchklingen lassen, wie es auf unseren Veranstaltungen zugehen kann. Die Jungs werden uns einen Mix aus ihren bekannten Songs und einigen neuen Tracks präsentieren. Wer einen kleinen Vorgeschmack möchte, sollte auf jeden Fall ihren Youtube-Kanal checken.

Ganz besonders freuen wir uns das ZeroZero Sound erneut am Start ist. Was wäre eine Wir alle sind K-Town ohne die Reggaebeats der K-Town fire crew? Auch für No Sense ist die WASK-Bühne ein bekanntes Terrain. Im letzten Jahr ist das DJ Duo, das in der Szene des belgischen Erstligaverein KV Kortrijk aktiv ist, noch unter dem Namen Prem B bei uns aufgetreten und hat das Publikum mit seinen Beats in den Bahn gezogen. Unzählige Wünsche, die Belgier noch einmal einzuladen, wurden an das Orgateam seitdem herangetragen. Lange mussten wir nicht bei ihnen betteln! No Sense brennen darauf, wieder für uns aufzulegen.

Last but not least geht auch der Frenetic Youth „Resident DJ“ Luki Ggf bei Wir alle sind K-Town in die zweite Runde. Luki vertritt das Genre Tech House und wird den Kramladen auch zu später Stunde noch in Bewegung halten. Neben musikalischer Kunst wird es zudem Graffitiart einiger Lautrer Writer zu bestaunen geben. Also, nichts wie hin ihr Betzebuwe! Einlass ist ab 21 Uhr. Wir empfehlen euch frühzeitig zu kommen, denn um 21.30 Uhr beginnt bereits die Performance von Gorest fump & Smeil. Der Eintritt kostet 5€. Die Getränkepreise sind wie immer äußerst moderat.

Hier geht es zur kompletten Ausgabe 99. Betze Ultras – Mir gehn immer nuff, mir reen uns nimmie uff!

ACHTUNG!
Aufgrund des gesetzlichen Tanzverbots über Ostern haben wir für die Veranstaltung keine Genehmigung bekommen. WASK Vol. 6 wird daher auf den 14.6. verlegt. Dementsprechend hat sich auch das Line up etwas verändert. Neuer Flyer folgt!

wask2014

UdH# 98: Betze vs Kölle

Uuuii, was war da denn los? Der Aufbaugegner par excellence, unse98coverr 1.FC Kaiserslautern, ergab sich plötzlich nicht mehr völlig, um nicht zu sagen er kämpfte sich gar ein wenig aus seiner Verlierer-Rolle.

Dabei schien sich alles zu ergeben wie aus den letzten drei Partien wohl bekannt. Aue, Aalen, Cottbus, jeder Rotz-Club schaffte einen zeitigen Führungstreffer, um danach auf erbarmungslose Weise Ideenlosigkeit und Unvermögen, nicht vorhandene Courage, Führungsqualität und Biss in den Reihen unserer „Ersten Mannschaft“ offen zu legen. Zum ersten Mal in dieser Saison fanden sich keine (gesungenen/ geschrienen/ gefauchten) Worte mehr… Silentium. Später höhnischer Beifall, wütende Rufe und Unmutsbekundungen. Das Ding drohte zu kippen. Nach der Halbzeit plötzlich in die eher unerwartete Richtung: lauter werdende Gesänge, ein Betze-Feeling , das wohl ganz tief im Berg geschlummert hatte und jetzt einfach ausbrach wie eine Bestie. Die Mannschaft glaubte wieder an sich, Zoller lieferte, Dick erzwang. So geht es also auch!

Und jetzt? Noch zehn Spiele, also rechnen, bangen, hoffen? Heute hui, morgen pfui? Oder doch lieber das Feeling, die Leichtigkeit der „Stimmungswende“ des Sandhausen-Heimspiels mitnehmen? Warum denn eigentlich nicht!? Wer die WDR Reportage über den Fußball in Buenos Aires gesehen hat, erinnert sich vielleicht noch an die markigen Worte von Marcelo Patroncini (Fan von „Racing“): „Das Wichtigste ist, dass wir alle voll da sind, wenn die Mannschaft kommt. Das ist das, was uns interessiert. Wir springen, klatschen und singen. Und ja, dann haben wir das Spiel vielleicht zwei oder drei zu null verloren, natürlich bin ich dann traurig. Am Ende aber bist du doch zufrieden, weil du Lautern [Racing] dein Leben lang treu bist!“

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Dale Dale Lautre!

Hier geht es zur kompletten Ausgabe Nummero 98!

Wer den Dale Lautre Spaß noch weiterträumen möchte, darf sich bis zum Spiel morgen Abend mit einem weiteren Leckerbissen vergnügen:

quilmes

 

UdH# 97: Betze vs Sandhausen

97cover Aufgrund einer streikenden Festplatte wird Ausgabe 97 als besonderer Kraftakt in Erinnerung bleiben. Dass Dank einer Nacht-, Nebel- und Mittagspausen-Aktion die Ausgabe letztlich doch rechtzeitig zum Freitagsspiel den Weg in die Kurve fand, verdankt sie dem Engagement und Willen der Redaktion. Seid euch beim Lesen dieser Ausgabe also bitte in besonderem Maße dem arbeitsintensivem und punktuell nervenaufreibenden Entstehungsprozesses bewusst.

Um den Bogen mal knapp zu überspannen: Liebe Mannschaft, nehmt euch ein Beispiel hieran! Aus einem Rückschlag muss keine Niederlage entstehen. In den letzten Spielen gingen mit dem 0:1 die Köpfe runter, die Bereitschaft im Spiel Verantwortung zu übernehmen offenbar direkt unter die Dusche. Das Heimspiel gegen Sandhausen hat gezeigt, dass Spiele auch gedreht werden können. Was früher gang und gäbe auf unserem Betze war, das geht noch immer!

In der Hoffnung, dass die Knoten in den Köpfen gelöst sind, lehnen wir uns zurück, genießen die Sonne und vertreiben uns mit dem Unter die Haut# 97 die Zeit bis zum nächsten Heimspiel gegen den FC Köln. Als Titelstory haben wir einen Beitrag mit Bezug zu einem aktuellen und medial zurzeit omnipräsenten Thema erwählt. Viel Spaß beim Lesen und bis die Tage!

 

Ukraine: Ultras zwischen Waffenstillstand und Staatsstreich

Wohl das Nachrichten-Thema der letzten Wochen waren die Geschehnisse in der Ukraine. Im Fokus war vor allem der Maidan-Platz vor dem Regierungssitz vom mittlerweile ins Exil vertriebenen Präsidenten Wiktor Janukowytsch. Jeden Tag wurden Bilder nach Deutschland gesendet, die heftige Straßenschlachten zwischen Polizei und Demonstranten zeigten. Zwischen all den Bildern und Meldungen über Klitschkos, Tymoschenkos und so weiter, war eine Meldung dabei, die vor allem für Fußballfans von Interesse war. Und zwar hatten Ultragruppen von 34 Fußballvereinen in der Ukraine einen gegenseitigen Waffenstillstand ausgerufen. Ursache war zu diesem Zeitpunkt, laut Stellungnahme der beteiligten Gruppen, die Repression gegen Ultras, die an den Protesten beteiligt waren. Darüber hinaus wurde der Waffenstillstand aber auch damit begründet, dass gegenseitige Angriffe der Gruppen die gesellschaftliche Situation verschlechtern würden. Mit dem Waffenstillstand verpflichteten sich die Ultras auf Auseinandersetzungen zu verzichten, keine Fanutensilien anderer Ultras zu klauen und zu verbrennen, keine Graffitis anderer Ultras zu übersprühen und Gesänge und Spruchbänder gegen andere Vereine zu unterlassen.

Aber was genau steckt hinter dieser Vereinbarung zum Waffenstillstand? Und was ergibt sich hieraus? Die folgenden Zeilen sollen etwas Aufschluss geben über die Entscheidung der ukrainischen Ultras. Dieser Text soll lediglich die Fakten und Tatsachen der letzten Monate bzw. Jahre widerspiegeln. Es geht weder um die Frage nach politischen Beweggründen, noch um eine politische Analyse der aktuellen Situation. Hier geht’s vor allem darum, einen Blick auf die Geschehnisse aus einer fußball- bzw. fankulturellen Sicht zu werfen.

Vielen dürfte noch die BBC-Dokumentation „Stadiums of Hate“ über die ukrainische Fanszene bekannt sein. Nicht zufällig erschien sie pünktlich zur UEFA Euro 2012 in Polen und der Ukraine. Damals wurde damit versucht, ein einseitiges und bedrohliches Bild ukrainischer Ultras zu zeichnen. Richtig ist, dass es Gruppen gibt, die offen mit rechter Symbolik und rassistischen Gesängen im Stadion auftreten. Das versuchte auch die Doku zu vermitteln. Dennoch wirkte die Reportage eher aufgebauscht. Es sollte ein Bild von Ultras erzeugt werden, dass vor allem der Politik, aber auch der Polizei, als Legitimationsgrundlage dienen sollte, rigoros gegen Ultras und Fankultur vorzugehen – gerade auch im Zuge der EM und dabei nicht nur beschränkt auf die Ukraine. Protest gegen die kommerzielle Kultur der UEFA sollte delegitimiert werden und mit Schlagwörtern wie Hass und Gewalt diskreditiert werden.

Dass es aber auch Ultras gibt, die so gar nicht in das eindimensionale Bild der BBC-Doku passten, beweisen beispielweise die Ultras von Arsenal Kiew. Sie wurden zwar von den Filmemachern interviewt, wurden wohl aber aus oben genannten Gründen dann letztlich doch nicht für die Endfassung der Reportage berücksichtig. Mittlerweile gibt es den FK Arsenal aus Kiew nicht mehr: der Verein musste im Oktober des letzten Jahres Insolvenz anmelden und den Spielbetrieb einstellen. Trotz der engen Sichtweise der BBC Reportage waren die Darstellungen aus rein informativer Perspektive durchaus nicht falsch. Die Fankultur in der Ukraine ist, wie in vielen Staaten der ehemaligen Sowjetunion, eher rechts. Vor allem die Ultragruppen White Boys Club und Ultras Dynamo von Dynamo Kiew scheinen kein Problem damit zu haben, sich von rechten Strukturen und Parteien einspannen zu lassen – und das nicht erst seit den aktuellen Protesten gegen die Regierung. So organisierte die Partei „Svoboda“ (Freiheit) 2010 in Kiew einen Fanmarsch mit 5.000 Fußballfans gegen ausländische Fußballspieler und für die Akzeptanz von rechten Symbolen in Stadien. Der Parteivorsitzende der „Svoboda“, Oleh Tjahnibok, stellt übrigens neben Ex-Boxer Klitschko die aktuelle Übergangsregierung in der Ukraine.

Auch während der Proteste auf dem Maidan-Platz in Kiew gab es Berührungen zwischen der Svoboda und einigen Ultras von Dynamo Kiew. So rekrutierte sich vor allem der militärische Teil der Partei aus Teilen der Kiewer Szene. Aufgabe dieser sogenannten Selbstverteidigungsmilizen war es, die Demonstranten vor Übergriffen durch die Polizei zu schützen. Aber auch wenn man sich aktuelle Bilder aus der Kurve von Dynamo Kiew anschaut, wird die Verbindung zu den Protesten deutlich. Die schwarz-roten Fahnen vom Maidan-Platz werden auch in der Kurve geschwenkt. Aber auch außerhalb von Kiew gab es Proteste, an denen ebenfalls Teile von Ultraszenen beteiligt waren. So zum Beispiel in der Westukraine, genauer gesagt in Lwiw (Lemberg). Laut Presseberichterstattungen haben dort ebenfalls Ultras begonnen, Selbstverteidigungsstrukturen aufzubauen.
Auch die Ultraszene von Karpaty Lwiw, darunter die Banderstadt Ultras, hegen gute Kontakte zur Svoboda. Im Stadion versuchen sie ebenfalls nicht gerade ihre politische Gesinnung zu verstecken. In ihre Kurve, über welche sie das Ticketmonopol besitzen, lassen sie nur weiße Ukrainer/innen. Regelmäßig zeigen sie Choreografien und Doppelhalter mit Stepan Bandera, einem Ultranationalisten und Kriegsverbrecher, auf den sich auch die Partei Svoboda beruft. Mit einer Choreografie huldigten sie einst gar einer SS-Division.

Der Waffenstillstand, der als Nicht-Angriffspakt verstanden wurde, scheint eine viel größere Wirkung zu haben, als vielleicht von den beteiligten Gruppen angenommen oder beabsichtigt. Nicht nur in Kiew und Lwiw, auch in 17 anderen Städten sind Ultras Teile der Protestbewegungen. Unter anderem in Donetsk, Kharkiw und Odessa. Trotz starker Feindschaft einiger Gruppen untereinander, scheint sich durch das gemeinsame Feindbild eine Verbrüderung im weitesten Sinne abzuzeichnen. Die Gemeinsamkeiten scheinen sowieso größer zu sein, als die Unterschiede: fast jeder Club in der Ukraine wird von einem reichen Investor geführt, der in der Regel auch noch gute Beziehungen zur Politik hat.